Sechs Monate Krieg in der Ukraine: Humanitäre Hilfe des Malteserordens erreicht 65 Orte im Land
Der Präsident von Malteser International Europa ruft zu mehr Spenden auf
Rom, 23. August 2022 – „Jede Nacht haben wir Angst, wenn der Bombenalarm losgeht. Seit sechs Monaten erlebt das ganze Land die Grausamkeit dieses Krieges. Die Angst ist zu einem ständigen Begleiter der Menschen geworden. Aber solange es möglich ist, werden wir unsere humanitäre Arbeit fortsetzen und uns um die Verwundeten, Kranken und Flüchtlinge kümmern, die Hilfe brauchen“, sagt Pavlo Titko, Leiter der Malteser Ukraine (der Organisation des Malteserordens in der Ukraine) aus Lviv.
Seit dem Beginn des Krieges am 24. Februar 2022 unterstützen die Malteser Ukraine die Flüchtlinge. Mehr als 365.000 warme Mahlzeiten wurden an Bahnhöfen, Grenzübergängen und in Städten verteilt, und es wurden sofort zwei Sammelunterkünfte eingerichtet. Von Lviv aus wurden rund 65 Städte und Gemeinden im Süden und Osten der Ukraine beliefert. Das bereits seit 2015 bestehende psychosoziale Unterstützungsprogramm wurde auf die gesamte Ukraine ausgeweitet, und seit Beginn des Krieges gab es 13.000 psychosoziale Beratungsgespräche für Binnenvertriebene. Vertriebene Kinder konnten ein Sommerlager besuchen. In Zusammenarbeit mit einem Krankenhaus in Lviv wird ein umfangreiches, vom deutschen Außenministerium finanziertes Projekt durchgeführt, das Menschen mit Gliedmaßen-Amputation mit Prothesen versorgt.
Vorbereitungen für den Winter
Die Mitarbeiter der Hilfsorganisationen bereiten sich bereits auf den Winter vor. „Das Ende des Krieges ist noch nicht in Sicht, und die Infrastruktur in den östlichen Gebieten der Ukraine ist schwer beschädigt. Deshalb werden wir in den kommenden Wochen wichtige winterspezifische Hilfsgüter, wie Decken und Solarbatterien, an besonders bedürftige Menschen verteilen. Rund 900.000 Menschen leben derzeit in Notunterkünften und Tausende in schwer zugänglichen Dörfern oder in beschädigten Häusern. „Wir erwarten, dass im Laufe des Winters noch mehr Menschen in die Westukraine kommen werden. Im Osten des Landes können die Temperaturen zu dieser Jahreszeit bis auf minus 20 Grad fallen. Ohne Strom und Heizung werden die Menschen erfrieren“, warnt Titko. Eine Sammelunterkunft westlich von Lviv wird renoviert, um sie winterfest zu machen und Wohnraum für bis zu 120 Personen zu schaffen.
Vorläufige Haushaltsmittel für Beihilfen
Seit Beginn des Krieges steht der Malteserorden an vorderster Front bei der Hilfe und Unterstützung von Flüchtlingen und Vertriebenen. Die Deutsche Assoziation hat über 5.500 Tonnen Waren in die Ukraine und ihre Nachbarländer geliefert. Medizinische Hilfsgüter, Krankenwagen, Medikamente, Zelte, Feldbetten, Decken, Lebensmittel und Feldküchen wurden von vielen Assoziationen des Malteserordens in Europa in die Ukraine geschickt: Polen, Ungarn, Rumänien, Frankreich, Italien und viele andere. Wichtig waren auch die Bemühungen der Großpriorate des Malteserordens um die Sammlung und den Transport von lebensnotwendigen Gütern und anderer Ordenseinrichtungen außerhalb Europas. Ermöglicht wurden diese Bemühungen durch das diplomatische Netz des Malteserordens, das seit Beginn des Krieges sowohl auf operativer Ebene zur Erleichterung von Hilfsprojekten als auch auf diplomatischer Ebene mit Appellen an die internationale Gemeinschaft tätig war.
In Lemberg (Ukraine), Kattowitz (Polen) und Fürstenfeldbruck (Deutschland) verfügt Malteser International – die weltweite Hilfsorganisation des Malteserordens – über große Logistik- und Materialzentren. Auch private oder kommunale Initiativen und Unternehmensspenden, die zuvor mit der Hilfsorganisation vereinbart wurden, werden dorthin geleitet.
Appell: „Die Europäer müssen weiterhin helfen, das Leid in der Ukraine zu lindern“.
Die humanitäre Hilfe ist eines der Hauptanliegen des Präsidenten von Malteser International Europa, Douglas Graf von Saurma-Jeltsch, der aufruft: „Alle Europäer müssen weiterhin helfen, das Leid in der Ukraine zu lindern. Die große Unterstützung für das ukrainische Volk droht angesichts der eigenen Sorgen um Gas und Strom an Schwung zu verlieren. „Aber der Krieg wird immer schlimmer, und immer mehr Menschen werden sowohl psychisch als auch physisch verletzt. Jeder, der Geld oder Engagement für Frauen, Kinder und Männer erübrigen kann, möge bitte spenden, denn viele Menschen in Not sind nach wie vor auf humanitäre Hilfe angewiesen. Selbst wenn der Krieg morgen zu Ende ginge, wären die Menschen noch Monate und vielleicht Jahre lang auf unsere Hilfe angewiesen“.
Saurma-Jeltsch dankt den ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitern für ihre Arbeit: „Die Zusammenarbeit mit dem Malteserorden, seinen nationalen Assoziationen und alle Aktivitäten zur Krisenhilfe wurden sofort aktiviert. Wir werden den bedürftigen Menschen in der Ukraine weiterhin zur Seite stehen“.
Hinweis an die Redaktionen: Pavlo Titko, Leiter der Malteser Ukraine (deutsche Sprache) und Douglas Graf von Saurma-Jeltsch, Präsident von Malteser International Europe und Vorstandsmitglied der Malteser Deutschland, stehen für Interviews zur Verfügung.