Malteserorden lenkt die Aufmerksamkeit auf die Auswirkungen von Covid-19 in Konfliktzonen
Rom 30. März 2020 – Der Malteserorden ist in vielen Konfliktgebieten präsent, vom Nahen Osten bis hin zu Subsahara-Afrika, und fordert eine gemeinsame Antwort auf die Ausbreitung von Covid-19 in Regionen, in denen die medizinischen Systeme schon jetzt nicht in der Lage sind, auch nur ihren akuten Bedarf zu decken. Wie der Großhospitalier Dominique de La Rochefoucauld-Montbel erklärt: „Die Sorge um die Gemeinschaften, die in Kriegsgebieten auf der ganzen Welt leben, in denen der Zugang zu medizinischer Grundversorgung gering und knapp ist, nimmt zu. Die Vertriebenen in diesen Gebieten leiden unter Mangel an Trinkwasser, Nahrungsmitteln und Gesundheitsdiensten“.
Insgesamt 25 afrikanische Länder haben bereits Fälle von Covid-19 gemeldet. Der Malteserorden unterhält in rund 30 afrikanischen Ländern zahlreiche laufende medizinische Aktivitäten und stellt seinen medizinischen Teams Schutzausrüstung wie Desinfektionsmaterialien und -produkte sowie medizinisches Kleingerät zur Verfügung: Tensiometer, Sauerstoffkonzentrator-Zelte und Krankentragen. „Der wichtigste Punkt ist, dass wir unsere medizinischen Dienste weiterführen. Der Schutz unseres Personals hat Vorrang, damit es weiterhin im Dienste der lokalen Gemeinschaften arbeiten kann“, sagte der Großhospitalier.
Pater Gerhard, der Gründer und Präsident der Brotherhood of Blessed Gerard in Mandeni in Südafrika, einem der ärmsten Orte der ganzen Welt, warnt vor einem möglichen Tsunami. „Südafrika ist ein Land mit 59 Millionen Einwohnern, und auch wenn die Zahlen jetzt noch gering sind, sehen wir den Tsunami kommen, wir müssen uns beeilen. Wir stehen vor einer enormen Gefahr, unsere Gesundheitseinrichtungen sind dieser Herausforderung nicht gewachsen, das Virus breitet sich schnell im Land aus“. „Nach den Prognosen des Gesundheitsministers werden 60-70 % der südafrikanischen Bevölkerung mit dem Virus infiziert. Ein epidemiologisches Modell sagt allein für Südafrika zwischen 88.000 und 350.000 Todesfälle voraus“.
Die Besorgnis über einen möglichen Ausbruch des Coronavirus in Syrien, in dem nun das 10. Jahr des Krieges begonnen hat, nimmt zu. Allein in der nordwestlichen Provinz Idlib sind im vergangenen Jahr fast eine Million Menschen aufgrund der anhaltenden Gewalt aus ihrer Heimat geflohen. Viele von ihnen leben in überfüllten Siedlungen, in denen die sanitären und hygienischen Bedingungen sehr schlecht sind. „Die Situation in Nordwestsyrien war bereits vor dem Corona-Ausbruch sehr prekär, jetzt, wo fast eine Million neuer Vertriebener unterwegs sind, wäre eine schnelle Verbreitung des Virus unvorstellbar. Das Gesundheitssystem ist bereits jetzt nicht mehr in der Lage, mit Folgen des Krieges fertig zu werden“, sagt Janine Lietmeyer, Teamleiterin für den Nahen Osten bei Malteser International, dem weltweiten Hilfswerk des Malteserordens.
Gemeinsam mit seinen Partnerorganisationen in Syrien setzt das weltweite Hilfswerk des Ordens seine Arbeit fort und stärkt die Gesundheitskapazitäten – sowohl in den Krankenhäusern als auch in den Zentren für medizinische Grundversorgung – und weitet seine Aktivitäten im Bereich Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene (WASH) aus, indem es mehr Wasser und Hygieneartikel verteilt und bei der Reparatur der sehr schlechten sanitären Einrichtungen in den Lagern und inoffiziellen Siedlungen hilft. „Leider können wir die Einrichtungen nicht mit der dringend benötigten Schutzausrüstung versorgen, da auf dem lokalen Markt nichts erhältlich ist“, erklärt Janine Lietmeyer.
In Palästina, im Westjordanland, setzt das Krankenhaus der Heiligen Familie des Malteserordens in Bethlehem, das über die einzige Intensivstation für Neugeborene in der gesamten Region verfügt, seine wertvolle Arbeit fort. Seit des lockdown am 6. März wurden etwa 150 Babys geboren. „Die Einschränkungen der Bewegungsfreiheit haben die Schwierigkeiten beim Transport von Frühgeborenen in unser Krankenhaus, wo das Personal sich um die vor der 32. Woche geborenen Babys mit einem Gewicht von etwa 500 Gramm kümmern kann, und von Babys, die dringend operiert werden müssen und in ein anderes Krankenhaus verlegt werden müssen, erhöht“, sagt Michele Bowe, Botschafter des Malteserordens in Palästina. Die Situation in der Region ist besonders besorgniserregend, da es an medizinischer Ausrüstung wie Beatmungsgeräten und Sauerstoff sowie an Masken, Alkohol und Desinfektionsmitteln fehlt.
Die gleiche Besorgnis gilt für andere Länder, die sich in humanitären Krisen infolge von Bürgerkriegen, Armut und politischen Unruhen befinden. Jelena Kaifenheim, Regionalleiterin von Malteser International für Nord- und Südamerika, sagt: „In Kolumbien haben wir eine Ärztin, die zur Unterstützung des Krisenmanagements zum Gesundheitssekretariat in La Guajira abgeordnet ist. Die strengen Quarantänemaßnahmen in Kolumbien haben zusätzlichen Bedarf geschaffen. Die Situation ist jetzt dramatisch, vor allem für die venezolanischen Flüchtlinge und die indigene Bevölkerung, die mit einfachen Jobs überleben und nun darum kämpfen, sich zu ernähren. Die meisten von ihnen haben keinen Zugang zu Wasser, Seife und Gesundheitsversorgung und es fehlen ihnen die Grundvoraussetzungen, um die Quarantänebestimmungen hinsichtlich der Hygiene einzuhalten“.
Malteser International ist auch Teil einer Krisengruppe, zu der der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (UNHCR), die Panamerikanische Gesundheitsorganisation (PAHO) und das örtliche Gesundheitsministerium gehören.