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Ukraine, zwei Jahre danach: der Einsatz des Malteserordens geht weiter

Ukraine, zwei Jahre danach: der Einsatz des Malteserordens geht weiter
23/02/2024

Heute vor zwei Jahren hat die russische Armee die Ukraine angegriffen: Seither sind 6,4 Millionen Menschen auf der Flucht ins Ausland, 14,6 Millionen sind auf Hilfe angewiesen und 3,7 Millionen wurden innerhalb des Landes vertrieben. Die militärische Option hat weiterhin Vorrang vor der diplomatischen, obwohl die Friedensappelle immer lauter werden. Mit dem Eintritt in das dritte Jahr des Konflikts ändert sich die Situation. Die russische Aggression zwingt alle humanitären Akteure, auch den Malteserorden, zu einer neuen Vorgehensweise, um die notleidende Bevölkerung zu erreichen und gleichzeitig die eigenen Mitarbeiter zu schützen.

Unmittelbar nach Ausbruch des Konflikts hat der Malteserorden mit einer gewaltigen gemeinsamen Anstrengung – der größten seit dem Zweiten Weltkrieg – aller seiner Assoziationen, Hilfsdienste und freiwilligen Helfer reagiert, um alle Arten von Hilfe in die Ukraine zu bringen, ein Land, in dem der Orden seit über 30 Jahren humanitär tätig ist und mit dem er vor kurzem das 15-jährige Bestehen diplomatischer Beziehungen gefeiert hat.

Der Orden hat medizinische, soziale und psychologische Hilfe geleistet und den Vertriebenen in der Ukraine und in den Nachbarländern sichere Zufluchtsorte zur Verfügung gestellt. Tausende Tonnen von Nahrungsmitteln und Hilfsgütern wurden in die Ukraine gebracht und an über 70 Orte im ganzen Land verteilt. Unter der Koordination von Malteser International haben die Organisationen des Malteserordens seit Ausbruch des Krieges im Februar 2022 logistische und medizinische Hilfe geleistet und Lebensmittel an Grenzübergängen, in Unterkünften und an Bahnhöfen verteilt. Im weiteren Verlauf des Konflikts wurden die Hilfsmaßnahmen auf die östlichen und südlichen Regionen ausgeweitet, so dass mehr als 300.000 Menschen mit lebensnotwendigen Gütern wie Nahrungsmitteln und Generatoren versorgt werden konnten.

Pavlo Titko, Leiter der Malteser Ukraine in Lemberg, stellt fest, dass sich der Ansatz der Organisation in den vergangenen zwei Jahren deutlich verändert hat. „Im ersten Jahr haben wir in einem ganz anderen Tempo gearbeitet. Wir haben uns beeilt, dort zu helfen, wo es am nötigsten war. Jetzt, nach zwei Jahren des Konflikts, hat sich unser Ansatz zu einem strategischeren und längerfristigen Engagement entwickelt. Aus einem Sprint ist ein Marathon geworden. Wir mussten lernen, Prioritäten zu setzen und erkennen, dass unsere Kapazitäten nicht unbegrenzt sind. Und wir sind nicht nur Retter, sondern auch Opfer. Unsere Familien und Freunde kämpfen im Krieg, einige unserer Verwandten sind gefallen. Es ist sehr schwierig und anstrengend, sich die ganze Zeit auf die Arbeit zu konzentrieren, während persönliche Angelegenheiten manchmal in den Mittelpunkt rücken. Wir müssen immer wieder unsere Kräfte sammeln, um unsere Arbeit fortzusetzen. Gleichzeitig“, so Titko, „ist es eine große Kraftquelle und Motivation, anderen zu helfen.

Mit jedem Tag, der vergeht, wird die psychische Belastung der Bevölkerung durch den Konflikt größer, so dass die psychosoziale Betreuung zu einem Eckpfeiler der Arbeit des Malteserordens geworden ist. In den vergangenen zwei Jahren hat Malteser International in der Ukraine rund 67.000 Menschen erreicht und ihnen mit Hilfe eines engagierten Teams von 70 Therapeuten in Einzel- und Gruppensitzungen sowie über virtuelle Plattformen Beratung und Unterstützung angeboten.

Die Hilfe für die vom Krieg betroffene Bevölkerung in der Ukraine spiegelt den ganzheitlichen Ansatz wider, der für den Malteserorden weltweit charakteristisch ist: Er sorgt für Körper und Geist. In Lemberg wurde ein Prothesenzentrum eingerichtet, eines der wenigen in der Region: In den vergangenen zwölf Monaten wurden 215 Prothesen angefertigt. Die Hightech-Prothesen sind kostenlos und können zum Gehen, aber auch zum Laufen und Schwimmen angepasst werden.

Dieses konkrete humanitäre Engagement wurde von Anfang an durch kontinuierliche diplomatische Bemühungen begleitet: Der Großkanzler Riccardo Paternò di Montecupo gab im vergangenen September im Rahmen der Debatte über die Ukraine eine Erklärung vor dem UN-Sicherheitsrat ab: „Es gibt keine einfache Lösung für diesen Konflikt, aber der Frieden bleibt der einzige Ausweg aus dieser tragischen Situation. Wir sind uns bewusst, dass der Prozess langwierig, schwierig und schmerzhaft sein kann, aber es gibt keine Alternative, wenn wir dem enormen menschlichen Leid und den negativen wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen des Krieges weltweit so schnell wie möglich ein Ende setzen wollen“.

Schätzungsweise 10.000 ukrainische Zivilisten sind inzwischen im Krieg getötet worden, darunter mehr als 500 Kinder. Die Zahl der Verletzten liegt bei knapp 20.000, darunter etwa 1.200 Kinder. Die Zahl der Toten und Verletzten unter den ukrainischen Soldaten wird auf 200.000 geschätzt.