Die Rettungseinsätze und Tragödien im Kanal von Sizilien nehmen kein Ende. Vergangene Woche sorgte das Hilfskorps des Malteserordens in Italien für die medizinische Erstversorgung von 250 Flüchtlingen, die im Rahmen von zwei Aktionen des Schiffes Fiorillo der Küstenwache gerettet worden waren. Für drei Frauen und einen Mann unterschiedlicher Herkunft kam jedoch jede Hilfe zu spät; sie konnten von den Ärzten des Malteserordens nicht gerettet werden und müssen nun noch identifiziert werden. Der Mann ertrank unmittelbar vor Beginn der Rettungseinsätze, die beiden Frauen starben an Dieselabgasen.
Die jüngste Tragödie ereignete sich ungefähr einen Kilometer außerhalb von Zuwara, einer Hafenstadt im Westen Libyens, wo viele Flüchtlingsboote auf das Mittelmeer in Richtung Italien fahren. Laut der britischen Tageszeitung The Guardian entdeckte ein Schiff der libyschen Küstenwache 200 Leichen. Bis zu 2.000 Flüchtlinge haben in den ersten sieben Monaten dieses Jahres im Mittelmeer bei dem Versuch, an die Küsten Europas zu gelangen, ihr Leben gelassen, so die Internationale Organisation für Migration.
Seit vielen Jahren unterstützen die medizinischen Teams des Hilfskorps des Malteserordens in Italien die Einsätze zur Rettung von Flüchtlingen: seit 2008 auf den Schiffen der Küstenwache und den Patrouillenbooten des Zolls im südlichen Mittelmeer und seit 2014 an Bord der Schiffe der italienischen Marine. Zwischen dem 1. Januar und dem 31. Juli dieses Jahres sind die ehrenamtlichen Helfer insgesamt 81.408 Stunden auf See gewesen, um ihren Mitmenschen zu helfen. 124 Männer und Frauen haben bei jedem Wetter in Schichten gearbeitet und Tag und Nacht viele Meilen auf See verbracht, um all denen zu helfen, die eine viel beschwerlichere Reise hinter sich haben. 29.889 Flüchtlinge wurden auf italienischen Such- und Rettungsschiffen erstversorgt und in Sicherheit gebracht.
Mauro Casinghini, National Director des Hilfsdiensts des Malteserordens in Italien (CISOM), ist der festen Überzeugung, dass die „Festung Europa“ in ein Europa der Integration, eine Quelle menschlichen Reichtums umgewandelt werden muss. „Dass hier Schiffe unter der Fahne europäischer Länder fahren, gibt unserer Hoffnung Nahrung, dass sich die Standpunkte in Bezug auf die Flüchtlingsströme aus Afrika ändern. Aber es liegt noch viel Arbeit vor uns, um eine wirkliche Integration herbeizuführen und die Maßnahmen umzusetzen, um diese Ströme einzudämmen. Viel zu viele Menschen verlieren ihr Leben im Mittelmeer, es ist mittlerweile zum größten Massengrab auf der Erde geworden.“