Vom Malteserorden angesetzte Pressekonferenz: Herausforderungen und Möglichkeiten des Migrationsphänomens
Der Konflikt in Syrien zu Beginn des fünften Kriegsjahres, die chaotischen Verhältnisse in Libyen und der bevorstehende Winter, der die Lage von Hunderttausenden von Menschen auf der Flucht vor jeder Art von Gewalt weiter verschlimmert, die Mittelmeerüberquerungen und die Balkanroute. Die Hilfsorganisationen und humanitären Einrichtungen stehen vor großen Herausforderungen, um den Bedürfnissen ganzer Bevölkerungsgruppen zu entsprechen, die zu Fuß und in seeuntüchtigen Booten auf der Flucht sind. Dies waren die Themen einer Konferenz, die der Souveräne Malteserorden für heute Morgen am Sitz der Auslandspresse in Rom angesetzt hatte. Der Titel der Pressekonferenz lautete: Ganze Bevölkerungsgruppen auf der Flucht vor Krieg: Rettung, Unterstützung, Integration. Auf dem Weg zum Weltgipfel für humanitäre Hilfe in Istanbul 2016.
„Durch den Bau von Mauern wird die Lage nicht besser. Wir sehen hier ein Phänomen, das uns noch viele Jahre begleiten wird“, sagte der Großkanzler des Malteserordens, Albrecht Boeselager, und betonte, „es liegt an fehlenden langfristigen politischen Lösungen, dass sich die aktuelle Krise verschärft und die Zahl der Flüchtlinge und Vertriebenen weiter steigen wird.“ Der Großkanzler erinnerte daran, dass allein im November bislang über 218.000 Flüchtlinge Europa auf dem Seeweg erreicht haben, so viele wie insgesamt im Jahr 2014.
„Wir müssen auf unsere Wortwahl achten. Niemand ist illegal. Jeder Mensch hat nach den nach dem 2. Weltkrieg unterzeichneten Übereinkommen das Recht, Schutz in Anspruch zu nehmen“, fuhr der Großkanzler fort und wies auf den Flüchtlingsgipfel hin, der heute auf Malta beginnt und an dem der Malteserorden als Beobachter teilnimmt.
In seiner Rede auf der Konferenz sagte Sandro Gozi, Staatssekretär für europäische Angelegenheiten von Italien, es sei nicht richtig, das Wort Notsituation zu verwenden, schließlich sei das Migrationsphänomen in erster Linie eine demografische und geopolitische Herausforderung. „Wir reden hier über ein grenzübergreifendes Phänomen, und wir müssen eine gemeinsame Grenzpolitik beleben, die die Grundfesten Europas nicht erschüttert“, so Gozi. „Wir müssen unsere Anstrengungen bündeln und auf eine gemeinsame Steuerung der Migrationsströme hinarbeiten. Dabei müssen wir immer daran denken, dass Europa im Jahr 2050 zusätzliche 40 Millionen Arbeitskräfte benötigen wird“, schloss Gozi.
Auf der Konferenz wurden die Ergebnisse des Symposiums zur gemeinsamen humanitären Aktion der Religionen vorgestellt, das vom Malteserorden im Mai im Gebäude der Vereinten Nationen in Genf organisiert worden war. Das Symposium skizzierte den Beitrag des Malteserordens zum Weltgipfel für humanitäre Hilfe, der vom 23. bis 25. Mai 2016 in Istanbul stattfindet. Der Malteserorden wird bei der Gelegenheit eine Charta der Grundsätze für humanitäre Arbeit vorstellen und das Global Religion Forum organisieren – einen Tag der Reflexion, an dem es um den Beitrag religiöser Organisationen zur Rettung und Unterstützung von Opfern von Kriegen geht.
An der heutigen Konferenz nahmen ferner der Großhospitalier des Malteserordens, Dominique de La Rochefaucauld-Montbel, der Leiter des Hilfskorps des Malteserordens in Italien, Mauro Casinghini, der Generalsekretär von Malteser International, Ingo Radtke, sowie Oliver McTernan, Leiter der um Konfliktlösungen bemühten britischen Ideenschmiede Forward Thinking, teil.