Der Großmeister, Fra’ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto, hat heute das beim Souveränen Malteserorden akkreditierte Diplomatische Korps zum traditionellen Neujahrsempfang begrüßt. Der Empfang fand in der Magistralvilla in Rom statt.
Im Anschluss an die Rede des Dekans des diplomatischen Korps, Antoine Zanga, Botschafter der Kamerun, hielt der Großmeister seine Ansprache.
Wir dokumentieren sie hier ausführlich.
Sehr geehrter Dekan, Exzellenzen, meine Damen und Herren,
Ich heiße Sie alle herzlich willkommen. Wir treffen uns zu Beginn eines neuen Jahres zum traditionellen Grußaustausch, in der Hoffnung, dass das soeben begonnene Jahr voller neuer, ermutigende Perspektiven für Frieden und Dialog in der Welt sein wird. Einen besonderen Gruß richte ich an die Botschafter, die zum ersten Mal an dieser Audienz mit dem beim Souveränen Malteserorden akkreditierten diplomatischen Korps teilnehmen.
Ich danke dem Botschafter von Kamerun, Seiner Exzellenz Antoine Zanga – ab diesem Jahr Dekan des Diplomatischen Korps – herzlich für seine Rede, die ich sehr geschätzt habe.
Ich möchte an dieser Stelle umgehend meine große Besorgnis über die wachsenden Spannungen der letzten Tage im Irak, Iran und Libyen zum Ausdruck bringen. Der Souveräne Malteserorden macht sich den Aufruf des Heiligen Vaters zu Frieden und Versöhnung zu eigen, den Papst Franziskus anlässlich des 53. Weltfriedenstages am 1. Januar dieses Jahres ausgesprochen hat.
In den letzten Jahren ist die Zahl der Menschen, die an Hunger leiden, ebenso wie die Kindersterblichkeitsrate zurückgegangen: zwei wichtige Indikatoren für den menschlichen Fortschritt. Allerdings besteht die Gefahr, dass sich dieser Trend ausschließlich durch menschliches Handeln umkehrt und nicht durch natürliche Ursachen oder durch mangelnde Entwicklung. Die wahren Gründe sind in Kriegen und Unruhen zu finden. Das ist ein Skandal, und ich fordere Sie, meine Damen und Herren Botschafter, auf, die Regierungen immer wieder an diese unerträgliche Gefahr zu erinnern. Meine Hoffnung ist daher, dass die humanitäre Diplomatie immer mehr zu einem unverzichtbaren Instrument der Förderung von Dialog und Frieden und zur Lösung jahrzehntelanger Konflikte wird, die so viele Teile der Welt blutig beflecken.
Wir haben ein schwieriges Jahr hinter uns. Die humanitären Krisen in Syrien, aber auch die im Jemen und in Venezuela, das Drama der Rohingya führen zu einer immer größeren Zahl von Vertriebenen und Flüchtlingen, die in den umliegenden – jetzt zusammenbrechenden – Ländern Schutz suchen. Zu den großen Krisen, die – traurig genug – bekannt sind, kommen die stilleren, die sich fernab der Zeitungsseiten und des Rampenlichts abspielen: Ich denke dabei an die festgefahrenen Krisen und Konflikte auf dem westlichen Balkan und im Südkaukasus, einschließlich Georgien. In Afrika denke ich an die Spannungen in Eritrea, Burundi, der Demokratischen Republik Kongo und Mali. Und wieder an die Notsituationen im nordzentralamerikanischen Länderdreieck, auf Haiti und in der philippinischen Region Mindanao.
Wir erleben einen dramatischen Negativrekord der Anzahl an Menschen, die gezwungen sind, humanitären Schutz in Anspruch zu nehmen: über 130 Millionen Menschen in rund 42 Ländern.
Nach den jüngsten UN-Berichten lebt jedes vierte Kind in einem von Gewalt oder Terrorismus betroffenen Staat. Eine Tatsache, die uns nach dem Internationalen Tag der Rechte des Kindes und der Jugendlichen, der im November 2019 zum 30. Mal begangen wurde, bekümmert. Kinder sind die Schwächsten, wenn ein Konflikt oder eine Naturkatastrophe den Zusammenbruch lebensnotwendiger Dienste verursacht. Unsere Gedanken sind bei all den Bevölkerungsgruppen, die von lange anhaltenden Konflikten und humanitären Krisen betroffen sind, die zu einer weiteren Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen führen.
Dieses Jahr begann mit dramatischen Bildern aus Australien, das seit Monaten von verheerenden Bränden heimgesucht wird, die Dutzende von Menschen getötet und Millionen Hektar Land vernichtet haben sowie das Überleben vieler einheimischer Tierarten bedrohen. Der Notstand im Bereich des Klimas und der Umwelt, der jahrelang vernachlässigt oder sogar geleugnet wurde, zeigt weiterhin seine heftigen Auswirkungen und verursacht überall auf der Welt Stürme, Überschwemmungen, Dürren und Taifune. Die Steigerung heftiger meteorologischer Phänomene ist einer der Gründe für das Phänomen der Migration.
Wie der UN-Generalsekretär Antonio Guterres auf dem jüngsten Klimagipfel in Madrid sagte: „Die Wahl besteht darin, entweder auf eine bessere Welt zu hoffen oder zu kapitulieren“.
Die Rolle der humanitären Organisationen, die sich für die Linderung von Leiden und für das Gemeinwohl der Menschheit einsetzen, wird immer wichtiger in einem historischen Moment, in dem die den Demokratien zugrunde liegenden Prinzipien und Werte wie Solidarität, Gleichheit, Achtung der Menschen- und Bürgerrechte manchmal in Frage gestellt werden.
Ich frage mich: Was haben wir von den leidensvollen Lehren des ‚Jahrhunderts der Extreme‘ behalten? Die Europäische Union, die aus den Trümmern der beiden großen Weltkriege hervorgegangen ist, ist in Schwierigkeiten, und es gibt eine wachsende Zahl von Bewegungen, die Gefühle von Abschottung und Unverständnis hervorrufen und dabei Mauern und Barrieren aufrichten, ausgerechnet zum dreißigsten Jahrestag des Falls der Mauer, die Symbol der ideologischen Opposition, der Freiheitsverweigerung und des Konflikts zwischen verfeindeten Blöcken war.
Wir können nicht umhin, diese Phänomene mit Besorgnis zu betrachten. Die Mission des Malteserordens kann man als Gegenmittel gegen die Verachtung der „Anderen“, gegen die Gleichgültigkeit gegenüber dem Schmerz der anderen, gegen die Bejahung des Individualismus betrachten. Unsere 80.000 ehrenamtlichen Mitarbeiter in 120 Ländern der Welt, unser diplomatisches Netzwerk, das sich über 109 Staaten und die wichtigsten internationalen Gremien erstreckt, unsere 13.500 Mitglieder und 42.000 Mitarbeiter im Gesundheitswesen arbeiten täglich daran, den Menschen, die unter Alter, Behinderung, Krankheit oder Armut leiden, Hoffnung und Linderung zu schenken.
Die Zeit des Jahres, in der diese Vielzahl von Aktivitäten deutlicher wird, ist der Welttag der Armen, der von Papst Franziskus eingeführt und im vergangenen November zum dritten Mal begangen wurde. Weltweit gab es zahlreiche Initiativen, um die tägliche Präsenz des Ordens an der Seite der Leidenden zu bezeugen. Weltweit boten im vergangenen Jahr mehr als 1.000 Einrichtungen des Malteserordens medizinische Versorgung, psychologische Unterstützung, Sicherung der Grundbedürfnisse, warme Mahlzeiten sowie Zugang zu Duschen und Waschmöglichkeiten für Obdachlose oder in Armut lebende Menschen. 2018 wurden allein in Italien 470.000 Mahlzeiten und 85.000 Kleidungsstücke verteilt.
Wir haben uns den herzlichen Appell des Heiligen Vaters zu eigen gemacht, das Unterstützungsnetz für „Familien, die gezwungen sind, ihr Land zu verlassen, um anderswo ihren Lebensunterhalt zu bestreiten; Waisenkindern, die ihre Eltern verloren haben oder zum Zweck brutaler Ausbeutung gewaltsam von ihnen getrennt wurden; jungen Menschen auf der Suche nach beruflicher Erfüllung, denen aufgrund kurzsichtiger Wirtschaftspolitik der Zugang zum Arbeitsmarkt verwehrt wird; Opfer vieler Arten von Verletzungen, von der Prostitution bis zur Drogenabhängigkeit, die im Innersten gedemütigt werden.“
Ihnen allen reichen wir die Hand: in den westlichen Städten, wo wir Mahlzeiten an Obdachlose verteilen, in Afrika und Asien, wo wir zwischen vergessenen Kriegen und Dürreperioden Krankenhäuser und medizinische Hilfsprogramme betreiben, entlang der Hauptmigrationsrouten, wo wir Schutz und erste Hilfe anbieten.
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In den letzten Jahren konzentrierte sich die Tätigkeit des Souveränen Malteserordens insbesondere auf die Bekämpfung des Menschenhandels. Ein abscheuliches Phänomen, an dem die internationale Großkriminalität stark beteiligt ist. Vor einigen Monaten haben wir in Paris die Konferenz „Wie die Ausbeutung von Frauen in Westafrika am besten bekämpft und ihre Wiedereingliederung unterstützt werden kann“ organisiert, an der Diplomaten, Akademiker, Politiker, Vertreter europäischer und nigerianischer Institutionen, katholische Organisationen und Religionsgemeinschaften sowie psychosoziale Berater teilnahmen. In seiner Rede erinnerte der Großkanzler an die Arbeit des Malteserordens in Nigeria, wo Anfang 2019 mit Unterstützung eines unserer beiden Botschafter, der für die Bekämpfung der Geißel des Menschenhandels zuständig ist, ein Aufnahmezentrum in Lagos eröffnet wurde, das den von Menschenhandel betroffenen Frauen, die in ihr Land zurückkehren, Betreuung, Schutz und Wiedereingliederung bietet. Der Beitrag des Malteserordens in diesem dramatischen Bereich wird auch in der internationalen Gemeinschaft deutlich. In Genf beteiligt sich unsere Mission bei den Vereinten Nationen aktiv an Kampagnen und Initiativen, um effektivere Antworten einzufordern und den Fokus auf die Sklaverei zu richten, die noch nie so weit verbreitet war wie heute.
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Ich möchte Sie, liebe Botschafterinnen und Botschafter, über ein weiteres wichtiges Projekt des Malteserordens informieren, das die Wertschätzung der segensreichen Arbeit betrifft, die vor Ort – oft in Krisen- oder gar Kriegsgebieten – von religiösen Organisationen und Institutionen geleistet wird. Oft sind diese Einrichtungen schon vor Ort präsent und können sich daher in den von Krisensituationen geprägten Szenarien besser bewegen als andere. Seit mehreren Jahren – ich erinnere mich an das Symposium in Genf im Jahr 2015 und dann an die Teilnahme am internationalen humanitären Weltgipfel in Istanbul im Jahr 2016 – hat sich der Malteserorden für die Förderung solcher Einrichtungen eingesetzt und vor kurzem ein Dokument verfasst, das die wichtigsten Grundsätze, die die monotheistischen Religionen teilen, wie die Heiligkeit des menschlichen Lebens und den Schutz von Kultstätten, zusammenführt. Dieses Dokument – Religiöser Pakt -, das unter Mitwirkung von Vertretern der katholischen und islamischen Religionen erstellt wurde, wird in den kommenden Monaten präsentiert werden. Das Dokument enthält Grundsätze und Leitlinien über die Rolle, die Religionsgemeinschaften und religiöse Institutionen spielen können, um zur Lösung von Krisensituationen beizutragen, deren Auswirkungen auf die betroffene Bevölkerung zu mildern und die Bereitstellung und Verteilung humanitärer Hilfe zu verbessern. Das Religiöse sollte nicht als Problem oder Ursache von Konflikten gesehen werden, sondern als Chance zur Überwindung solcher Krisen.
Wir sind davon überzeugt, dass dieses Dokument einen wichtigen Beitrag zum interreligiösen Dialog leisten kann, um – im Zeichen der gemeinsamen Werte aller Religionen – die Folgen von Konfliktsituationen für die betroffene Bevölkerung besser zu bewältigen und zu lindern.
Es ist nun für alle deutlich, dass der Mehrwert religiöser Organisationen im Wesentlichen aus drei Elementen besteht: die Tatsache, dass sie, angefangen beim Malteserorden, bereit sind, lange Zeit vor Ort zu bleiben, was ihnen eine ungewöhnliche Glaubwürdigkeit bei der lokalen Bevölkerung verleiht; die zweite Überlegung ist, dass die von der internationalen Gemeinschaft durchgeführte humanitäre Hilfe im Allgemeinen nur die materiellen Bedürfnisse der betroffenen Bevölkerung befriedigt, während sich religiöse Institutionen auch um die spirituellen Bedürfnisse kümmern, die bei größeren humanitären Interventionen oft vernachlässigt werden; die dritte Überlegung ist, dass das Ausspielen der „religiösen Karte“ es erleichtert, insbesondere in sozialen Zusammenhängen, die durch Tradition und ausgesprochen religiöse Einflüsse geprägt sind, einen gemeinsamen Nenner mit den Parteien zu finden, die internationale Hilfe am wenigsten akzeptieren.
Im Oktober unterzeichneten der Souveräne Malteserorden und die ungarische Regierung in Budapest ein „Memorandum of Understanding“, um die Zusammenarbeit zu verstärken und angemessen auf die Verfolgung ethnischer und religiöser Minderheiten in Krisengebieten zu reagieren.
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Einige der schweren humanitären Krisen, die ich zu Beginn meiner Rede erwähnt habe, zeigen die starke Präsenz und das Handeln des Malteserordens. In den Anrainerstaaten Syriens garantieren wir medizinische Hilfe und soziale Hilfsprojekte für die vielen Flüchtlinge. Im Libanon – der seit Monaten von einer sehr ernsten politischen Krise betroffen ist, die schwerwiegende Auswirkungen auf die Wirtschaft und das soziale Gefüge des Landes hat, sorgt unsere nationale Assoziation mit zehn sozialmedizinischen Zentren und mehreren mobilen Kliniken weiterhin für die Gesundheitsversorgung in den ärmsten Gebieten des Landes. Die Malteser helfen Libanesen und Flüchtlingen ohne auf die Religionszugehörigkeit zu achten.
In der Türkei bieten wir Eingliederungs- und Reintegrationsprojekte für die Opfer des syrischen Krieges; im Nordirak haben wir in den letzten Jahren wichtige Projekte zum Schutz von ethnisch-religiösen Gruppen – Christen, Yazidi und Shabak – sowie zur Unterstützung von Frauen, die in den letzten Jahren Opfer von Kriegstraumata, Verfolgung und Gewalt durch den islamischen Staat geworden sind, ins Leben gerufen. Auch entlang der Hauptmigrationsrouten, wie beispielsweise dem Mittelmeer, leisten unsere Gesundheitsteams seit über zehn Jahren Hilfe für Schiffbrüchige. Unsere Teams werden an Bord von Schiffen der Marine und der italienischen Küstenwache eingesetzt und sind dank der Vereinbarungen mit italienischen Institutionen weiterhin auf See tätig. Diese Tätigkeiten und die zahlreichen Kooperationsabkommen mit der Italienischen Republik werden im Mittelpunkt der Gespräche stehen, die ich am 13. Februar auf dem Quirinal mit Präsident Sergio Mattarella führen werde.
Dieses Jahr begehen wir den 900. Todestag unseres Gründers, des seligen Gerhard. Zu diesem besonderen Jubiläum organisiert der Malteserorden im kommenden November eine internationale Wallfahrt ins Heilige Land. Eine Gelegenheit, unsere starke Verbindung zu dieser Region zu bekräftigen, in der wir weiterhin entschlossen handeln. In Bethlehem, Palästina, bleibt unser Krankenhaus zur Heiligen Familie ein Bezugspunkt für palästinensische Familien. Mit 4.700 Geburten pro Jahr bietet das Krankenhaus auch eine spezialisierte Versorgung für Kinder, die zu früh oder mit angeborenen Krankheiten auf die Welt kommen. Es ist die einzige Gesundheitseinrichtung in der Region, die über eine Neonatologie-Intensiv-Station verfügt.
Seit September 2018 unterstützt unser internationales Hilfswerk in Kolumbien Tausende von Flüchtlingen, die aus Venezuela fliehen. Mit Nothilfeprojekten trägt Malteser International dazu bei, den Flüchtlingen bessere Lebensbedingungen zu ermöglichen. Besonderes Augenmerk legt man auf medizinische Untersuchungen und die Verteilung von Nahrungsergänzungsmitteln, da viele Menschen unterernährt sind. Ebenfalls auf dem amerikanischen Kontinent, in der Dominikanischen Republik, gab es einen erneuten medizinischen Einsatz der kubanischen Assoziation des Malteserordens: Ein 85-köpfiges Team, darunter Ärzte, Krankenschwestern, Apotheker, Physiotherapeuten und Freiwillige, betreute rund 1.000 Patienten, die medizinische Hilfe benötigten. Seit mehr als 15 Jahren organisiert die kubanische Assoziation medizinische Einsätze einschließlich der kostenlosen Verteilung von Medikamenten. Der nächste Einsatz ist für März geplant.
In El Salvador setzen die acht Krankenhäuser des Ordens ihre wichtige Gesundheitsversorgung für 130.000 Patienten pro Jahr fort, während die Assoziation in Honduras einen Beitrag zum Kampf gegen den durch das Dengue-Fieber ausgelösten Notstand leisten konnte, der das Land heimgesucht hat.
Auch in Afrika wächst unsere Präsenz. Hier setzt sich der Orden für die Verbesserung der Lebensbedingungen der lokalen Gemeinden und die Milderung der katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels ein. Es ist uns gelungen, die für die Nutzung der Solarenergie notwendige „Logistik“ in den Norden Ugandas zu bringen: Damit haben schätzungsweise nicht weniger als 100.000 Menschen wieder die Möglichkeit, auf diesem Territorium zu leben. Dasselbe gilt für die Dörfer im Südsudan und in der Demokratischen Republik Kongo, wo die Projekte des Ordens zu Trinkwasser verhalfen und so vielen Mädchen den Schulbesuch ermöglichten. Wie wären sonst jeden Tag gezwungen gewesen kilometerweit zu laufen – auf der Suche nach Wasser. In die Demokratische Republik Kongo hat der Malteserorden ein Notfallteam entsandt, das der im Sommer letzten Jahres ausgebrochenen neuen Ebola-Epidemie entgegentritt: In enger Zusammenarbeit mit dem kongolesischen Gesundheitsministerium und der Weltgesundheitsorganisation fördern die Malteser Hygiene- und Präventionsmaßnahmen und führen Aufklärungskampagnen durch, um die Epidemie einzudämmen. In Benin – einem Land, dem ich in einigen Tagen einen offiziellen Besuch abstatten werde – betreibt der Orden ein Krankenhaus, das etwa 5.000 Familien versorgt, die bisher gezwungen waren, auf oft kurvenreichen und gefährlichen Straßen zu weit entfernten Heilstätten zu fahren.
In einigen Ländern, die durch den Klimawandel am stärksten gefährdet sind, entwickelt der Orden Programme zur Verringerung der Risiken von Naturkatastrophen. Ich beziehe mich insbesondere auf Myanmar, wo häufige Monsunregen die lokalen Gemeinschaften gefährden, und Pakistan, wo in der Region Sindh unsere internationale Hilfsorganisation seit 2015 eng mit der lokalen Bevölkerung zusammenarbeitet, um ihre Fähigkeit zu verbessern, auf häufige Phänomene in der Region wie Überschwemmungen, Stürme und Erdbeben zu reagieren. Auch in Thailand haben zwei schwere Stürme im vergangenen Herbst etwa 400.000 Familien in zahlreichen Dörfern heimgesucht. Der Orden half in der Notsituation durch die Bereitstellung von Medikamenten und Lebensmitteln.
Im vergangenen Monat waren unsere albanischen Freiwilligen sofort aktiv, um der vom Erdbeben in Albanien betroffenen Bevölkerung zu helfen. Gemeinsam mit ihnen unterstützte ein Team des Italienischen Hilfsdienst des Malteserordens, das über jahrelange Erfahrung im Bereich des Notfallmanagements verfügt, die lokalen Behörden bei der Unterstützung der Evakuierten.
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Die medizinischen Aktivitäten des Malteserordens im Gesundheitsbereich machen wichtige Fortschritte im Bereich der medizinischen Versorgung älterer Menschen. In England gibt es mehr als 70 Pflegeheime, die integrierte Ansätze zur Förderung der kognitiven und körperlichen Aktivitäten der Patienten anbieten. In Frankreich wird in dem vom Orden betriebenen Pflegeheim in der Nähe von Paris – das ich vor einigen Wochen besuchen durfte – mit Robotern experimentiert, die in der Lage sind, mit Menschen zu interagieren und die Gesellschaftsfähigkeit älterer Menschen fördern und ihre intellektuelle Leistungsfähigkeit stimulieren.
Der Malteserorden achtet sehr genau auf neue Formen der Ausgrenzung, wie Behinderung, Marginalisierung, Einsamkeit, seltene Krankheiten und die digitale Kluft, die einen ernsthaften sozialen Notstand darstellen. Diese Fragen werden von einem Sondergesandten des Ordens eingehend geprüft, der diesbezüglich konkrete operationelle Vorschläge ausarbeiten wird.
Sommercamps für junge Menschen mit Behinderungen ziehen weiterhin Hunderte von Jugendlichen aus der ganzen Welt an. Das internationale Sommercamp, das im vergangenen August in Deutschland stattfand, brachte über 500 junge Menschen, darunter Freiwillige und Behinderte, aus 24 Ländern zusammen. Ein Projekt, das 1983 begann und sich Jahr für Jahr weiterentwickelt hat, bis hin zu einem asiatisch-pazifischen Camp, das sich dem europäischen angeschlossen hat. Unsere italienischen und australischen Freiwilligen arbeiten bereits daran, den Gästen der beiden Camps, die 2020 in Rom und Brisbane stattfinden werden, eine Woche voller Unterhaltung, kultureller Aktivitäten, Gebet und Freundschaft zu bieten. Auch im Libanon stellen die Camps in Chabrouh weiterhin eine Möglichkeit des Austauschs, aber auch der Ausbildung unserer jungen Freiwilligen dar, die durch diese Erfahrung das Leiden ihrer Gäste erleben und die christliche Botschaft – sehr gut ausgedrückt durch die Worte des heiligen Thomas – voll verstehen: „Schmerz, wenn er geteilt wird, halbiert sich, Freude, wenn sie geteilt wird, verdoppelt sich“.
An dieser Stelle möchte ich an die wertvolle Arbeit unserer jungen Freiwilligen auch anlässlich des Weltjugendtages erinnern, der Anfang letzten Jahres in Panama stattfand. Es war eine Veranstaltung, bei der Freiwillige aus vielen Assoziationen mit dem Orden zusammenarbeiteten, um den Pilgern Hilfe anzubieten, wobei das Hauptaugenmerk auf Menschen mit besonderen Bedürfnissen lag. Eine Tradition, die sich jedes Jahr bei unseren zahlreichen internationalen und nationalen Pilgerfahrten wiederholt. Ich erinnere an die internationale Wallfahrt nach Lourdes, an der etwa 7.000 Menschen teilnehmen, darunter Mitglieder, Freiwillige und Kranke, aber auch an die italienischen Pilgerfahrten nach Assisi und Loreto, an denen ich persönlich immer mit großer Freude teilnehme.
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Im Laufe des Jahres 2019 habe ich nach der Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit der Bundesrepublik Deutschland einen offiziellen Besuch in Berlin gemacht, wo ich einen fruchtbaren Austausch mit dem Bundespräsidenten und dem Bundestagspräsidenten hatte. Hier konnte ich einige unserer Einrichtungen besuchen, die Einwanderer- und Flüchtlingsfamilien aufnehmen und ihnen die Möglichkeit geben, sich in die lokale Gemeinschaft zu integrieren. Im Laufe des Jahres wurde ich auch von den Staatsoberhäuptern Sloweniens und Bulgariens empfangen, mit denen bestehende diplomatische Beziehungen sehr stark sind und sich in zahlreichen sozialen Projekten ausdrücken. Ich hatte auch das Vergnügen, den Präsidenten Litauens als Gast zu haben und wurde von der UNESCO genau in dem Jahr empfangen, in dem sich die Errichtung der ständigen Mission des Ordens bei den Vereinten Nationen zum 25. Mal jährte. In meiner Ansprache an die Generalversammlung fragte ich unter anderem, ob und wie es möglich ist, ethische Prinzipien und Werte mit den Formeln der künstlichen Intelligenz in Einklang zu bringen.
Im Laufe des Jahres haben wir die freundschaftlichen Beziehungen und die Zusammenarbeit mit der Regierung von Ecuador wieder aufgenommen. Auch für den Großkanzler war das vergangene Jahr ein intensives Jahr, das von vielen Besuchen geprägt war, darunter der offizielle Besuch in Peru im August und kürzlich die Reise nach Australien zur neunten Asien-Pazifik-Konferenz des Malteserordens, ein bewährtes jährliches Ereignis, das von der wachsenden Präsenz des Ordens in diesen Regionen zeugt.
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Es besteht kein Zweifel, dass das vergangene Jahr auch für unsere Ordensregierung voller Verpflichtungen war. Wie Sie wissen, fand im vergangenen Mai das Generalkapitel statt, und die Ergebnisse haben ein wichtiges Zeichen der Kontinuität gesetzt, das es uns erlaubt, den heiklen Prozess der laufenden Verfassungsreform fortzusetzen, der unter anderem ein besonderes Augenmerk auf die geistliche Ausbildung unserer Professen hat.
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Sehr geehrte Botschafterinnen und Botschafter, nur durch Zusammenarbeit und konstruktiven Dialog auf der Grundlage der Prinzipien der Achtung der Menschenwürde können wir dazu beitragen, Krisen und Gewalt zu beenden und den neuen Generationen eine bessere Zukunft zu geben. Die Mission des Malteserordens ist davon inspiriert, nach dem Vorbild des Werkes des Heiligen Basilius, das im Altar der Kirche Santa Maria auf dem Aventin, dem Juwel von Giovan Battista Piranesi, dargestellt ist und das dank der wichtigen Restaurierungsarbeiten, die Anfang letzten Jahres abgeschlossen wurden, wieder in neuem Glanz erstrahlt.
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Zum Abschluss meiner Rede möchte ich jedem einzelnen von Ihnen für den wichtigen Beitrag danken, den Sie täglich leisten, um die Verletzlichkeit unserer Welt zu verhindern und zu verringern und gleichzeitig die gemeinsamen Werte des Friedens und des Zusammenlebens zu fördern.
Ich wünsche Ihnen, Ihren Familien und den Ländern, die Sie vertreten, ein glückliches Jahr 2020.