Rajuma ist erst 30 Jahre alt, musste aber bereits unvorstellbare Gräueltaten erleben. Die Rohingya-Frau aus Myanmar hat am 30. August 2017 ein brutales Massaker in ihrem Heimatdorf Tula Toli überlebt. Laut verschiedenen Augenzeugenberichten wurden rund 300 Menschen ermordet, darunter viele Frauen und Kinder. Rajuma hat fast ihre gesamte Familie verloren. Nur eines ihrer fünf Kinder ist ihr geblieben. Den beiden gelang es, zusammen mit Hunderttausenden anderen Rohingya nach Bangladesch zu entkommen. Der Massenexodus wurde als die sich am schnellsten ausweitende Flüchtlingskrise der Welt bekannt. Laut dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) haben seit dem Beginn der Angriffe am 25. August 2017 bis zum 15. August 2018 über 723.000 Rohingya in Bangladesch Zuflucht gesucht.
Rajumas Heimatdorf wurde dem Erdboden gleichgemacht. Überlebende erzählen in erschütternden Berichten davon, wie Familien gewaltsam auseinandergerissen wurden, wie Männer von ihren Frauen und Kinder von ihren Eltern getrennt wurden. Sie berichten, von brutalen Hinrichtungen von Männern und Kindern – manche lebendig verbrannt, andere erschossen. Viele Frauen, auch junge Mädchen, wurden mehrfach vergewaltigt und dann umgebracht.
Als Rajuma in Bangladesch ankam, wurden ihre schweren Verbrennungen behandelt. Es dauerte rund drei Monate, bis ihre Wunden geheilt waren, doch noch heute ist ihr Körper von tiefen Narben gezeichnet. Die Wunden, die der brutale Verlust ihrer Familie in ihre Seele gerissen hat, werden jedoch niemals verheilen. Rajuma ist lebend entkommen, aber sie ist schwer traumatisiert. Die entsetzlichen Erinnerungen an ihren Verlust verfolgen sie.
Malteser International, das internationale Hilfswerk des Malteserordens, reagierte sofort auf den beispiellosen Zustrom von Rohingya-Flüchtlingen nach Bangladesch. Derzeit betreiben die Teams des Hilfswerks drei Gesundheitsstationen in den Flüchtlingslagern in Cox’s Bazar, wo sie nicht nur medizinische Grundversorgung leisten, sondern auch unterernährte Kinder mit therapeutischer Ernährung versorgen, psychosoziale Unterstützung anbieten und die Menschen in Hygiene und sanitärer Grundversorgung schulen. Seit Beginn des Einsatzes haben bereits 60.000 Patientinnen und Patienten lebensrettende Behandlungen erhalten.
Am 25. August jährt sich der Beginn der Angriffe auf die Rohingya und der dadurch ausgelösten Krise. Ein Jahr später sind die Lager immer noch hoffnungslos überfüllt, und die Flüchtlinge sind fast vollständig von externer Hilfe abhängig. Der Monsun hat die Lebensbedingungen im Lager noch verschlimmert. Gestern hat die UN erklärt, dass die Rolle hoher Militärs beim Völkermord in Myanmars Bundesstaat Rakhine untersucht werden muss.