Der Großmeister des Malteserordens, Fra’ Matthew Festing, hat gestern Vormittag Kardinal Giovanni Lajolo, den Vorsitzenden der Päpstlichen Kommission für den Vatikanstaat und Leiter der Regierung des Vatikanstaates im Magistralpalast empfangen.
Der Großmeister hat Kardinal Lajolo das Ehren- und Devotions- Großkreuz Bailli überreicht und ihn damit in den Malteserorden aufgenommen.
Vor den Mitgliedern des Souveränen Rates und in Anwesenheit von Würdenträgern und Gästen des Ordens sowie Familienangehörigen und engen Mitarbeitern hat Kardinal Lajolo die nachstehend wiedergegebene Ansprache gehalten.
Außerordentlich dankbar bin ich dem Fürsten und Großmeister des Souveränen Malteserordens, Seiner Hoheit und Eminenz Fra’ Matthew Festing, für die hohe Ehre, die er mir heute erwiesen hat. Seine Worte waren liebenswürdig und großmütig. Auch hierfür danke ich von Herzen.
In der Überreichung des Ehren- und Devotions- Großkreuz Bailli an einen Kardinal der Heiligen Römischen Kirche erkenne ich – man sehe mir nach, wenn ich allzu Bekanntes wiederhole – einen besonderen Ausdruck der geistigen Einstellung des Souveränen Malteserordens hinsichtlich seiner auf Treue und gegenseitigen Zusammenwirken gegründeten Beziehungen zum Apostolischen Stuhl.
Gerne habe ich die heutige Auszeichnung angenommen als Zeichen einer neuen persönlichen Bindung an diesen religiösen und zugleich ritterlichen und adeligen Laienorden, dessen spirituelles Profil in seinen großen Idealen erkennbar wird – d. h. in der geistigen Ausrichtung, der er lebt – in der Förderung von Gottes Herrlichkeit und der Verbreitung der christlichen Tugenden der Nächstenliebe und Brüderlichkeit.
Diese Ideale – zweifelsfrei höchste Ideale – haben die Mitglieder des Ordens, von Anbeginn seiner Geschichte an, bewogen und geleitet, sich zunächst der Kranken und Verlassenen in Jerusalem anzunehmen, um sich dann alsbald auch den Pilgern im Heiligen Land zuzuwenden, die sich häufig schutzlos in schwieriger Lage befanden.
In der Geschichte der christlichen Zivilisation haben die Ordensritter glorreiche Zeichen gesetzt, Zeichen von menschlichen und christlichen Mut, die auch heute, unter gänzlich anderen internationalen und kulturellen Bedingungen, nur Bewunderung auslösen können.
Trotz der napoleonischen Besetzung von Malta 1798, trotz der Einschränkungen durch den Vertrag von Amiens 1802, die durch den Vertrag von Paris 1814 bestätigt wurden, ist der Orden im XIX Jahrhundert auferstanden (ich glaube, dieses Wort hier anwenden zu dürfen), dank vor allem der Förderung durch den großen Papst Leo XIII, und er hat sich neuen Aufgaben zugewandt, ohne jedoch seine ureigenen Ideale aufzugeben, um sie vielmehr ganz gezielt auf die neuen Aktivitäten zu applizieren.
Heute zeugen die diplomatischen Beziehungen, die der Souveräne Malteserorden neben denjenigen zum Heiligen Stuhl zu 101 Staaten unterhält sowie die offiziellen Beziehungen zu weiteren sechs Staate und seine Beziehungen auf Botschafterebene mit der Europäischen Kommission, von seiner außerordentlichen institutionellen Bedeutung und von dem Willen, seinem Dienst unter dem Zeichen der vom Evangelium geprägten Ideale der Nächstenliebe und Brüderlichkeit universale Bedeutung zu verschaffen. Aus den Jahren meiner eigenen diplomatischen Erfahrung als päpstlicher Vertreter und Sekretär für die Beziehungen zu den Staaten, kann ich das bestätigen.
Die umsichtige Zuwendung hin zu jedermann, unabhängig von Nationalität, Stand oder religiösen Bekenntnis, entspringt einer stets erneuerten Einsatzbereitschaft, die ihre Wurzeln in der tiefen Spiritualität der drei Ordensstände hat, angefangen bei den Justizrittern bis hin zu den vielen Gleichgesinnten. Der tief im Geist des Ordens verwurzelte Leitsatz des obsequium pauperum et tuitio fidei hat sich so in einer Vielfalt von Werken und humanitären Aktivitäten verwirklicht, insbesondere bei Naturkatastrophen, bei Verwüstungen nach kriegerischen Auseinandersetzungen, bei sozialen Notständen, bei Massenveranstaltungen oder allgemeiner Notlage, wobei stets auch junge Mitarbeiter eingebunden werden. Stets werden dabei auch die jeweils neuen Notsituationen bedacht, die sich in der heutigen Gesellschaft manifestieren.
Ich will Ihnen einfach meine Bewunderung und meine Dankbarkeit ausdrücken für das, was Sie als Mitglieder des Souveränen Malteserordens sind und für das, was Sie leisten und wofür Sie im heutigen politischen und sozialen Leben in vielen Ländern der Erde stehen. So viele weltliche Illusionen verflüchtigen sich rasch in ihrer offenkundigen Zerbrechlichkeit, wohingegen alleine die Nächstenliebe in ihrer Beständigkeit verharrt. Die frischen Energien, die mit dem neuen Fürsten und Großmeister, Seiner Hoheit und Eminenz Fra’ Matthew Festing, kommen, werden – so mein Wunsch – zu neuen Ufern führen.
Das schöne Kreuz, das Sie in Ihrem Wappen führen, steht als Garantie für die sinnstiftende Hingabe Ihres Lebens. Der Rosenkranz, der es umgibt, ist das Zeichen für die umfängliche Hilfe, an der es Ihnen die Mutter Gottes niemals fehlen lassen wird, auf dass Sie großherzig auch andere daran teilhaben lassen können. Die Krone über dem Kreuz verdeutlicht allen, dass Ihre Souveränität sich von allen irdischen Mächten unterscheidet, weil die Liebe Christi bis in die tiefsten Schwächen und menschlichen Armseligkeiten reicht und deshalb immer stärker, freier und nobler sein wird als jede andere Macht auf Erden.