Fra’ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto wurde heute Morgen zum Statthalter des Großmeisters des Souveränen Malteserordens gewählt. Das Wahlgremium – der Große Staatsrat – trat in der Magistralvilla in Rom, einem der zwei Sitze des Malteserordens, zusammen.
Der neu gewählte Statthalter wird morgen früh in der Kirche Santa Maria in Aventino seinen Eid vor Erzbischof Giovanni Angelo Becciu, dem Sonderbeauftragten des Papstes für den Souveränen Malteserorden, sowie den Mitgliedern des Großen Staatsrates ablegen.
Fra’ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto tritt die Nachfolge von Fra’ Matthew Festing an, dem 79. Großmeister, der am 28. Januar 2017 zurücktrat.
Papst Franziskus wurde schriftlich über das Wahlergebnis in Kenntnis gesetzt. Alle Großpriorate, Subpriorate und nationale Assoziationen des Malteserordens weltweit wurden ebenso informiert wie die 106 Länder, zu denen der Orden diplomatische Beziehungen unterhält.
Der neue, für ein Jahr gewählte Statthalter des Großmeisters unterstreicht seine Entschlossenheit zu einer engen Zusammenarbeit mit dem Souveränen Rat des Ordens, um die diplomatischen, sozialen und humanitären Aktivitäten des Souveränen Malteserordens zu fördern sowie dem spirituellen Leben und dem Engagement seiner 13.500 Mitglieder und über 100.000 Freiwilligen und Mitarbeiter Nahrung zu geben.
Das Profil von Fra’ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto
Fra‘ Giacomo wurde 1944 in Rom geboren. Er hat einen Abschluss in Geisteswissenschaften der
Universität Rom mit dem Spezialgebiet christliche Archäologie sowie Kunstgeschichte und bekleidete akademische Positionen an der Päpstlichen Universität Urbaniana, wo er Altgriechisch unterrichtete. Er war außerdem Chefbibliothekar und Archivar für die bedeutenden Sammlungen des Instituts und veröffentlichte eine Reihe von Aufsätzen und Artikeln zur Kunstgeschichte des Mittelalters.
Er wurde 1985 Mitglied des Souveränen Malteserordens und legte 1993 das feierliche Gelübde ab. Von 1994–1999 war er Großprior von der Lombardei und Venedig und von 1999 bis 2004 Mitglied des Souveränen Rates. Auf dem Generalkapitel 2004 wurde er zum Großkomtur des Ordens gewählt und nach dem Tod des 78. Großmeisters Fra’ Andrew Bertie zum ad interim Statthalter des Großmeisters berufen. Seit 2008 ist Fra’ Giacomo Dalla Torre Großprior von Rom.
Der erste offizielle Einsatz des neuen Statthalters des Großmeisters wird die 59. internationale Wallfahrt des Malteserordens nach Lourdes sein, die vom 5. bis 9. Mai stattfindet. Jedes Jahr nehmen mehr als 7.000 Mitglieder und Freiwillige aus aller Welt an der Wallfahrt teil und stehen rund 1.500 kranken und behinderten Pilgern helfend zur Seite. Die Wallfahrt nach Lourdes ist einer der bedeutsamsten Momente im spirituellen Leben der Mitglieder und Freiwilligen des Ordens.
Die Verfassungsreform
Eine der wichtigsten Aufgaben von Fra’ Giacomo Dalla Torre del Tempio di Sanguinetto während seiner Amtszeit wird es sein, auf die Reform der Verfassung und des Codex des Ordens hinzuarbeiten.
Die Verfassung wurde im Juni 1961 verlautbart und 1997 reformiert.
Mit der vorgeschlagenen Verfassungsreform sollen potenzielle institutionelle Schwächen behoben werden. Die jüngste Krise hat einige Schwächen in den Kontrollmechanismen der Führung offenbart. Diese werden bei der Reform Berücksichtigung finden. Im Vordergrund wird bei der Reform die Notwendigkeit stehen, das spirituelle Leben des Ordens zu stärken und mehr Profess-Mitglieder zu gewinnen. Zudem sollen mehr Berufungen in den Ersten Stand zugelassen werden. Die Gespräche hierzu wurden bereits aufgenommen, und alle Mitglieder des Ordens sind eingeladen, Vorschläge zu unterbreiten.
Statthalter des Großmeisters
Nach der Verfassung des Ordens bleibt der Statthalter des Großmeisters ein Jahr lang im Amt und ist während dieser Zeit mit denselben Befugnissen ausgestattet wie ein Großmeister. Der Statthalter des Großmeisters muss vor Ende seines Mandats den Großen Staatsrat erneut einberufen.
Der Statthalter des Großmeisters ist Souverän und religiöses Oberhaupt des Ordens, hat sich gänzlich dem Gedeihen der Ordenswerke zu widmen und muss allen Mitgliedern mit einem Leben nach christlichen Werten ein Vorbild sein. Er übt die höchste Amtsgewalt aus. Zusammen mit dem Souveränen Rat erlässt er gesetzliche Regelungen, die nicht in der Verfassung enthalten sind, verkündet Regierungsakte und ratifiziert internationale Vereinbarungen. Der Statthalter des Großmeisters residiert am Regierungssitz des Ordens, dem Magistralpalast in Rom.