2012 war für das italienische Hilfskorps des Malteserordens (CISOM) wahrlich ein intensives Jahr. Zwölf Monate ständiger Einsatzbereitschaft, die das Interventionssystem zu Bestleistung herausgefordert hat. Seit Ende Oktober 2011 hat es in der Tat keinerlei Pause zwischen den schweren Notfällen gegeben, die Italien getroffen haben, und den Aktivitäten, die, nach der Sprachregelung des Zivilschutzes, als „ruhige Zeit“ gilt. Ende Oktober 2011, bei der dramatischen Notlage in Ligurien, stand das CISOM für fast zwanzig Tage an der Seite der von den schweren Überschwemmungen betroffenen Menschen. Kurz darauf, als wäre es nicht schon genug, wurde, etwas weiter nördlich, Genua heimgesucht: furchtbare Verwüstungen und Tod. Wenige Monate danach waren es schwere Schneefälle im Norden, die einen Teil von Norditalien lahm gelegt haben. In dieser Notfallsituation war der Einsatz der Freiwilligen des Hilfskorps des Malteserordens von entscheidender Bedeutung. Wir haben Straßen von umgestürzten Bäumen geräumt, die den Zugang zu Wohngebieten verhinderten, Dialysepatienten in Krankenhäuser zur notwendigen Therapie gefahren, Medikamente und Lebensmittel zu alten Menschen gebracht, die in ihren Häusern blockiert waren und Ärzte zu ihren Krankenhäusern begleitet. Es folgte eine kurze Atempause, um Material und Gedanken zu ordnen und die Gelegenheit, sich auf die verdrängte seismische Verwundbarkeit Italiens zu besinnen. Ja…. viel versäumte Zeit ohne „Vorbereitung auf den Krieg“!
Ich war unter den Ersten, die sich in jener Mainacht im operativen Zentrum des Nationalen Zivilschutzes eingefunden hatten. Mit Franco Gabrielli, dem Leiter des italienischen nationalen Zivilschutzes, reichte ein Blickaustausch, um das Ausmaß des Notfalls und des Hilfseinsatzes zu ermessen, dessen das ganze Land bedurfte. Nach dem Erdbeben in der Emilia hat das CISOM mit der Hilfe von 700 freiwilligen Helfern für die Dauer von fünf Monaten die Zeltstadt von Bomporto betrieben. Eine lange Zeit, die uns Gelegenheit gegeben hat, die Authentizität der Solidaritätsbotschaft zu manifestieren, die der Orden durch seine Freiwilligen zu vermitteln vermag. Es folgten die sommerlichen Aktivitäten, wie die Kooperation mit dem Küstenschutz bei der Aktion „Sicherer Sommer“ und der Gesundheitsdienst auf der Insel „Asinara“ in Sardinien. Weiter kamen hinzu die Waldbrände, die ein Gutteil unseres Waldbestandes vernichtet haben, den wir nicht nur für unsere Atemluft so dringend benötigen sondern auch als Schutz gegen Erdrutsche. Und schließlich schließt sich der Kreis mit den dramatischen Überschwemmungen, die erst kürzlich die Regionen in Mittelitalien getroffen haben, wiederum mit Tod und Verwüstung. Auch hier war das CISOM der Toskana ununterbrochen im Einsatz um der betroffenen Bevölkerung zu helfen.
Das CISOM schärft seine „Waffen“, die da heißen Kultur, Vorsorge, Gewissen, Gemeinschaftssinn durch seine Veranstaltungen „Auch ich bin Zivilschutz“, gedacht für künftige Freiwillige und Mitbürger. Durch Ausbildung soll unsere Professionalität im Zusammenwirken mit den sonstigen Einrichtungen des Zivilschutzes ständig verbessert werden. Dazu gehören die kürzlich mit den Regionen der Abruzzen, des Piemont und Veneto getroffenen Vereinbarungen und das bedeutsame Verständigungsprotokoll mit dem nationalen Feuerwerkskorps, mit dem eine erweiterte Zusammenarbeit geplant ist. Darüber hinaus gibt es aber einen besonderen Faktor, der Friedens- und Krisenzeiten stets und unter allen Umständen gemeinsam ist: die Solidarität. Es sei hier auf die Arbeit des CISOM in der winterlichen Kälte von Mailand verwiesen: zu sehen wie junge Leute und alte Frauen zufrieden bei dem Gedanken sind, die Nacht an einem Ort verbringen zu können, an dem zur Wärme des Heizkörpers Herzenswärme hinzukommt. Es sei auch verwiesen auf das Sommerlager für junge Behinderte, das zum ersten Mal in Tarquinia veranstaltet worden ist und auf die Unterstützung der Aktion „La Lucciola-ONLUS“ für geistig behinderte Kinder, die von unserem Großmeister besucht wurde.
Frieden….. nur schwer zu finden in einer Zeit, in der Notlagen in rascher Sequenz aufeinander folgen, wie in den vergangenen zwölf Monaten.
Mauro Casinghini
Leiter des italienischen Hilfskorps des Malteserordens