Besonders authentisch hat der Malteserorden die Art und Weise seiner christlichen Existenz – in der Form der „Hingabe an andere“ – während der tragischen Erfahrung der Covid 19 Pandemie interpretiert. Italien war das erste westliche Land, das Mitte Februar getroffen wurde. Am 30. April, etwas mehr als zwei Monate nach dem ersten Fall, waren bereits 205.463 Menschen erkrankt, 18.149 hospitalisiert, 1.694 befanden sich auf der Intensivstation und 27.967 waren gestorben. Diese dramatische Zahl ist bis heute auf über 37.000 Todesopfer angestiegen, obwohl sich die allgemeine Situation dank der Verbesserung der Behandlung entspannt hat. In diesen Monaten gab es aber nicht nur das Gesundheitsproblem, das gemeistert werden musste, sondern auch das der unendlichen „Bedürfnisse“, die unabhängig von der Pandemie weiter bestanden. Die gesamte Bandbreite der menschlichen Bedürfnisse war unverändert geblieben oder sogar gewachsen, aber was sich geändert hatte, war das Umfeld, das durch eine absolute und beispiellose „Verringerung zwischenmenschlicher Beziehungen“ gekennzeichnet war. Alle waren in ihren Häusern eingesperrt, mehr besorgt darüber, was ihnen oder ihren Lieben passieren könnte, als über die Nöte der „Bedürftigsten“.
Der Malteserorden reagierte auf diese Situation auf eine wirklich außergewöhnliche Art und Weise mit seinen Freiwilligen, die nach Vorgabe der Großpriorate oder Delegationen, d.h. des Militärkorps und des Italienischen Hilfskorps – CISOM, arbeiteten und sich in den Dienst des Landes und derjenigen stellten, die um Hilfe baten.
Mit Beginn des Notstandes, musste überprüft werden, dass die Ortswechsel die Ansteckung nicht verbreiteten. Auf Ersuchen des Staates begannen Freiwillige von CISOM, des Militärkorps und einiger Delegationen mit der Durchführung von Gesundheitskontrollen: zunächst in zwei Flughäfen (Rom und Mailand), aus denen schließlich 19 wurden; dann in einigen großen Häfen, in einigen Bahnhöfen, in den U-Bahn-Stationen von Rom und Mailand. Dann vor dem Gerichtshof von Neapel, den Gemeindeämtern verschiedener Städte sowie einigen Gefängnissen. Dieselbe Kontrolltätigkeit wurde vor einigen Krankenhäusern durchgeführt, so vor dem Krankenhaus „Di Venere“ in Bari, dem in Schio (VI) und vor allem vor dem des Malteserordens, St. Johannes der Täufer in Rom, das in der Zwischenzeit alles Notwendige getan hatte, um sein eigenes Personal und die „Herren Kranken“ vor der Covid-Infektion zu bewahren. Dort wurden auch einige Betten mit den notwendigen Geräten zur Behandlung der Erkrankten errichtet. Darüber hinaus hatte das Militärkorps zwei aufblasbare Zelte vor dem „Bianchi“-Pflegeheim in Neapel und einige Zelte vor dem Fatebenefratelli-Sacco Hospital in Mailand für die Nachuntersuchungen von Covid aufgestellt.
Das gleiche Militärkorps richtete in Crema ein Feldlazarett ein, in dem sein medizinisches Personal die kubanische Sanitätsbrigade bei der Versorgung von Covid-Patienten unterstützte. Unter ständiger Rotation des Personals der Delegation des Malteserordens in Ligurien, von CISOM und des Militärkorps wurde das Krankenhausschiff „Splendid“ (das im Hafen von Genua vor Anker liegt) über einen langen Zeitraum verwaltet, das für die Aufnahme von 400 post-Covid Patienten bestimmt war und auf dem die Ordensseelsorger und Gesundheitsteams aller Einheiten des Ordens, vor allem die der Ambulanz der Italienischen Assoziation in Genua, arbeiteten.
In nur wenigen Wochen wurde auf der Mailänder Messe ein Spezialkrankenhaus für Covid-Patienten eingerichtet, zu dem Freiwillige des italienischen Hilfsdienstes und der Delegation der Lombardei beitrugen. Der italienische Hilfsdienst des Malteserordens errichtete anschließend mit über 100 Freiwilligen in nur drei Wochen das Covid-Hospital in Civitanova Marche.
Die Delegation der Südmarken, das Militärkorps und das Gesundheitspersonal des italienischen Verbandes arbeiteten an diesem Projekt mit.
Insgesamt operierten die Großpriorate, die Delegationen des Ordens, CISOM und das Militärkorps dank ihrer weit verbreiteten Präsenz im ganzen Land während dieser Wochen in Hunderten von italienischen Gemeinden und versorgten Zehntausende von Familien in Schwierigkeiten mit religiösem und menschlichem Beistand, von der Medikamenten- und Grundnahrungsmittel-Lieferung bis hin zu nach Hause gebrachten Einkäufen; vom geschützten Transport tausender Menschen, die sich nicht selbständig bewegen können, bis hin zur Verteilung tausender Masken und persönlicher Schutzausrüstungen. Während der gesamten Dauer der Notsituation wurden zudem landesweit Dienste für Obdachlose und Familien in wirtschaftlichen Schwierigkeiten eingerichtet und ausgeweitet, Spendensammlungen unter Beteiligung der Freiwilligen selbst organisiert und die Wiedereröffnung bzw. sichere Weiterführung der Duschdienste und Kantinenaktivitäten für die schwächeren Bevölkerungsschichten sichergestellt.
Unter den mehr als zehntausend Aktivitäts-Tagen, die CISOM-Freiwillige im Kampf gegen die Pandemie im Einsatz waren, gibt es etwa tausend Tage, die ihre Psychologen an der nationalen psychologischen Notfall-Hotline des Gesundheitsministeriums in Zusammenarbeit mit der nationalen Katastrophenschutzabteilung verbrachten und zuhörten. Und einen ähnlichen Service haben auch die Delegationen von Genua (in Zusammenarbeit mit der Region), Neapel, Catania und Venedig geleistet, die Alzheimer-Patienten durch ein System der kognitiven Fern-Stimulation mittels Tablet unterstützt haben.
In Rom wurde die Mahlzeitenausgabe, die gewöhnlich am Bahnhof Termini in Rom angeboten wird, auf andere Weise weitergeführt. Zudem gelang es in Rom, den 1877 von Papst Pius IX. gegründeten „Wirtschaftsküchen des Peterskreises“, einen auch während der beiden Weltkriege nicht unterbrochenen Kantinenbetrieb weiterzuführen.
In Ligurien erhielten 85 ältere Menschen aus einem Institut weiterhin ihre wöchentlichen Einkäufe; in der östlichen Emilia wurden ebenfalls wöchentlich Lebensmittel für siebzig betreute Personen bereitgestellt; in Messina wurde 50 Familien in Schwierigkeiten geholfen, indem man ihnen während des Lockdown für mindestens drei Wochen die Nahrung sicherte; in Portici (NA) wurden in Zusammenarbeit mit dem Militärkorps Spende, Transport und die anschließende Verteilung von 2,5 Tonnen Lebensmitteln und Haushaltshygieneartikeln an die Bevölkerung durchgeführt, und zwar in verschiedenen Formen, von der Verteilung von Einkaufsgutscheinen bis hin zur Lieferung von Lebensmitteln oder Medikamenten nach Hause, in praktisch jeder Delegation in Italien.
In Bozen hingegen wurden auch regelmäßige Telefongespräche mit den „Herren Kranken“ geführt und einigen Familien, deren Familienoberhaupt an Covid verstorben war, materielle Unterstützung gewährt; in Sardinien wurde ein telefonischer Beratungsdienst eingerichtet, um den Zugang zum Gesundheitssystem zu erleichtern; in Catania und Venedig errichtete man für diejenigen, die sich einer unaufschiebbaren Behandlung unterziehen mussten, einen Transportdienst zum Krankenhaus; in Neapel wurden in Zusammenarbeit mit den örtlichen Gesundheitsbehörden auch Covid-19 Tests durchgeführt; in Tropea gingen fünf gespendete Rollstühle und 300 Pyjamas an ein Erholungsheim. Und da Covid auch das Heilige Osterfest beeinträchtigte, haben die Delegationen von Syrakus und den Südmarken Ostereier an die Kinder der unterstützten Familien verteilt. Schließlich verteilte das Militärkorps, auch dank der Hilfe der STMicroelectrics Foundation, in verschiedenen sizilianischen Gemeinden und in 10 Schulkomplexen in Mailand etwa 400 PCs und Laptops an Kinder, die von zu Hause aus lernen mussten.
Was Tausende von Mitgliedern und Freiwilligen in diesen schwierigen Monaten getan haben, zeigt, dass der Lauf der Zeit, die sich verändernden Bedingungen, das Einströmen in die Welt neuer und vielgestaltiger Kulturen das ursprüngliche Charisma und den Geist des Malteserordens sowie seine Hingabe an andere, in Schwierigkeiten befindliche Menschen, nicht verändert hat.