Wenige Tage nach dem ersten Treffen der Kontaktgruppe für das zentrale Mittelmeer beim in Rom abgehaltenen Gipfel der Minister von sieben europäischen und zwei afrikanischen Staaten richtete der Souveräne Malteserorden heute – ebenfalls in Rom – ein Treffen mit Botschaftern aus Europa und Libyen und Vertretern internationaler humanitärer Einrichtungen aus. Bei dem Treffen ging es um die in Libyen mit der Migration einhergehenden Herausforderungen sowie die Förderung von politischer Kooperation und nationaler Aussöhnung.
Trotz der politisch sehr instabilen Lage und der Ausbreitung von Gewalt im ganzen Land halten die Flüchtlingsbewegungen auf der zentralen Mittelmeerroute von der libyschen Küste aus weiterhin an. Aktuelle Zahlen belegen, dass die Zahl der Neuankömmlinge über das Mittelmeer im Vergleich zu den Vorjahresmonaten um 36 % und die Zahl der Toten auf dem Mittelmeer dramatisch gestiegen ist.
„Trotz politischer Spaltungen müssen humanitäre Fragen geklärt werden“, so der Großkanzler des Malteserordens, Albrecht Boeselager, bei der Eröffnung des Treffens, an dem Botschafter der Europäischen Union (einschließlich Italien) und Libyen ebenso wie Vertreter libyscher Einrichtungen, Delegierte der UN-Flüchtlingsagentur (UNHCR), der UN-Unterstützungsmission in Libyen (UNSMIL) und der Internationalen Organisation für Migration (OIM) teilnahmen.
„Als humanitäre Einrichtung müssen wir angesichts der Gewalt gegen und der Übergriffe auf viele Migranten und Flüchtlinge, insbesondere Frauen und Kinder, einfach reagieren“, so Albrecht Boeselager weiter. Der Malteserorden hat vor Kurzem ein erstes Such-und Rettungstraining auf dem Mittelmeer absolviert, und schon bald wird das italienische Hilfskorps zu einer Wiederholung des Kurses auf das Schiff San Giorgio zurückkehren. Ziel der Initiative – im Rahmen der europäischen Marinemission EU NAVFOR MED – ist der Kapazitätsaufbau bei den Behörden vor Ort, um Menschenhandel zu stoppen und die Zahl der Toten auf dem Mittelmeer zu verringern.
Auf dem Treffen heute Morgen in Rom wurden Kooperationsformen, die ggf. positive Auswirkungen auf die humanitären Verhältnisse von Migranten und Vertriebenen in Libyen sowie die der örtlichen Gemeinschaften haben können, untersucht. Die Teilnehmenden waren erneut der einstimmigen Meinung, dass integrative Ansätze erforderlich sind, also nicht nur die libyschen und westlichen politischen Kräfte einzubeziehen sind, sondern auch die örtlichen Behörden, die angesichts der instabilen Verhältnisse im Land auf eine harte Probe gestellt sind.
Zusammen mit der britischen Ideenschmiede Forward Thinking hat der Malteserorden bereits 2015 und 2016 Treffen mit einer Arbeitsgruppe der libyschen Vertreter organisiert, um sich gemeinsam den Herausforderungen durch Migration und Menschenschmuggel zu stellen.