Bozen, Lavarone und Rovereto: Das sind die Stationen auf Fra’ Matthew Festings Reise der Erinnerung in die Region Trentino-Südtirol.
In einer feierlichen Zeremonie am 4. Juli wurde der Gefallenen des Ersten Weltkriegs gedacht und an die von den Mitgliedern und Freiwilligen des Malteserordens geleisteten medizinischen Behandlungen und Hilfsleistungen für Soldaten und Zivilisten an allen Fronten erinnert. Der Erzbischof von Trient, Msgr. Luigi Bressan, zelebrierte die Heilige Messe auf dem Soldatenfriedhof von Slaghenaufi in der Gemeinde Lavarone, wo 748 Soldaten ruhen, die zwischen 1916 und 1918 in den Bergen von Folgaria, Lavarone und Luserna fielen. Der Friedhof liegt neben der ehemaligen Stätte des Lazaretts „Malga Belem“ des Malteserordens, das zusammen mit dem der Villa Pasquali in Folgaria vom Großpriorat Österreich und Böhmen während des Ersten Weltkriegs in der Grenzregion zwischen Trentino und Venetien errichtet wurde.
Nach der Messe wurde in Erinnerung an die Soldaten, die vor 100 Jahren auf diesem Boden gegeneinander kämpften, ein Kranz niedergelegt, und neben den anderen Flaggen wurde die Flagge des Malteserordens gehisst.
Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten stand die heldenhafte Unterstützung, die Gräfin Edina Clam Gallas in den Lazaretten Villa Pasquali und Malga Belem des Malteserordens während des Ersten Weltkriegs leistete. Dank der Fotografien, die die Gräfin aufnahm, und ihrer umfangreichen Korrespondenz mit Familienangehörigen können wir uns heute das große, moderne Lazarettgebäude mit chirurgischer Abteilung für Schwerverletzte vorstellen, in dem Verwundete gleich welcher Nationalität behandelt wurden.
Am Nachmittag wurde im Kongresszentrum in Lavarone das Buch „Lettere dal fronte“ vorgestellt, die italienische Ausgabe der Korrespondenz zwischen Gräfin Edina Clam Gallas Winkelbauer und ihrer Familie. Wie uns Christine Kelly Winkelbauer berichtete, war ihre Großmutter Edina 25 Jahre alt, als sie nach Folgaria kam. Dort blieb sie ein Jahr und ging dann bis zum Frühjahr 1917 nach Dolina in Galizien. Ihre nächste Station war das Lazarett Slaghenaufi in Lavarone, wo sie bis Kriegsende blieb.
Großmeister Fra’ Matthew Festing erinnerte daran, dass der Souveräne Malteserorden während des Ersten Weltkriegs mit seinen Lazaretten in den Bergen von Lavarone und seinen Lazarettzügen und acht Lazaretten auf italienischem Territorium an beiden Fronten gleichzeitig tätig war. Zehntausende von Soldaten und Zivilisten aus Italien und Österreich-Ungarn erhielten hier medizinische Versorgung und andere Unterstützung.
Malteserorden neues Mitglied der Stiftung der Friedensglocke
Am
Sonntag, den 5. Juli, unterzeichneten Großmeister Fra’ Matthew Festing und Vicereggente Lorenzo Saiani das Friedensabkommen, wodurch der Souveräne Malteserorden Mitglied der Fondazione Opera Campana dei Caduti von Rovereto wird. Die von Pater Antonio Rossaro, Kaplan des Malteserordens nach dem Ersten Weltkrieg, gestiftete Friedensglocke mit dem Namen Maria Dolens ist ein ewiges Symbol der Verurteilung von Konflikten, der Befriedung des Gewissens, der Brüderlichkeit zwischen den Menschen und der Solidarität zwischen den Völkern. Die Glocke wurde aus der Bronze der Kanonen der Kriegsparteien des Ersten Weltkriegs gegossen. Sie wurde zum ersten Mal am 4. Oktober 1925 geläutet.
Das „Friedensabkommen“ hat inzwischen 87 Mitglieder, u. a. den Heiligen Stuhl, die UN und den Europarat. Den offiziellen Rahmen der Zeremonie bildeten das Hissen der Flagge des Souveränen Malteserordens und die 100 Schläge der Friedensglocke.
Zwei Großmeister aus Trient
Der Besuch von Fra’ Matthew Festing bot auch die Gelegenheit, zweier außergewöhnlicher Großmeister zu gedenken, die beide aus Trient stammten und zwischen 1872 und 1931 nacheinander die Geschicke des Malteserordens lenkten: Giovanni Battista Ceschi a Santa Croce und Galeazzo von Thun und Hohenstein.
Begleitet wurde der Großmeister auf seiner Reise von Großkommandeur Fra’ Ludwig Hoffmann von Rumerstein, von Großhospitalier Dominique de La Rochefoucauld-Montbel, dem Rezeptor des Gemeinsamen Schatzamtes, János Esterházy de Galántha, und von Fra’ John E. Critien, Mitglied des Souveränen Rats.