Seit über 20 Jahren stellen die Camps in Chabrouh im Libanon ein einzigartiges Beispiel für die tausendjährige Mission der Fürsorge des Malteserordens dar: die Hilfe für Bedürftige und Marginalisierte. Das von der libanesischen Assoziation des Malteserordens geleitete Projekt liegt etwa 60 Kilometer nordöstlich von Beirut und bietet das ganze Jahr über Ferienlager für Menschen mit schwerer geistiger und körperlicher Behinderung.
Das Lager ist die einzige Einrichtung im Nahen Osten, die komplett ausgestattet ist, um schwer beeinträchtigte Menschen aufzunehmen. Die Kapazität im Hinblick auf Gäste und Freiwillige wächst weiter: Derzeit werden hier jährlich rund 600 Gäste und 900 Freiwillige untergebracht. Doch nach der Eröffnung eines neuen Standorts im nahegelegenen Kfardebian, der 2018 schon 50 Gäste und 61 Freiwillige beherbergte, dürfte diese Zahl noch steigen. Zwei Camps wurden von jungen Spaniern geleitet und zwei von jungen Schweizern.
In diesem Jahr sind insgesamt 36 Lager von jeweils einer Woche geplant, an denen 12 Delegationen des Malteserordens mit Freiwilligen aus über 20 Nationen beteiligt sind.
Aber auch diese steigende Zahl deckt nur einen kleinen Teil der Nachfrage aus Pflegeheimen und psychiatrischen Zentren des Libanons ab. Im Libanon sind psychische und körperliche Erkrankungen sehr stark stigmatisiert und die Betroffenen werden schlecht versorgt. Die libanesische Assoziation plant, den Zugang und die Einrichtungen für die Teilnehmer der Camps zu erweitern und zu rationalisieren sowie die Kapazität zu erhöhen, so dass sie jährlich 1.500 Gäste aufnehmen können. Damit würden 25 Prozent der Gesamtnachfrage gedeckt werden können.
Mission der Camps
Ziel der Lager ist es, Zusammenleben und Solidarität zu fördern, indem Freiwillige aus der ganzen Welt zusammenkommen, um körperlich und geistig behinderten Menschen zu helfen: Kindern im Alter von 6 Jahren bis hin zu Erwachsenen über 70 Jahren und allen Glaubensrichtungen.
Die Freiwilligen im Alter zwischen 18 und 30 Jahren erhalten eine Feldausbildung und sind von den Grundwerten des Ordens inspiriert: Mitgefühl und Respekt vor der Würde des Menschen. Sie machen eine außergewöhnliche Erfahrung, die ihre Herzen erfüllt und sie für den Rest ihres Lebens prägt. Es ist eine Erfahrung der Solidarität und Freundschaft, die viele Freiwillige immer wieder hierher führt. Chabrouh ist in der Tat ein Ort für die Jugendlichen des Ordens, an dem sie zusammenleben, Zeugnis geben und ihre Doppelmission von „tuitio fidei et obsequium pauperum“ in die Tat umsetzen können.
Organisation der Camps
Das ganze Jahr über sind verschiedene Delegationen des Malteserordens für die Organisation und Verwaltung der Camps in Chabrouh zuständig. Je bekannter die mögliche Beteiligung wird, desto mehr Delegationen möchten dabei sein.
Neben den Libanesen selbst kommen die Freiwilligen aus Österreich, Tschechien, Frankreich, Deutschland, Italien, den Niederlanden, Palästina, Spanien, der Schweiz und Großbritannien.
Die Freiwilligen verbringen sechs volle Tage mit ihren Gästen im Camp und versorgen sie mit Hilfe, Pflege und der wertvollen persönlichen Beziehung, die den meisten von ihnen – mit Zerebralparese, Down-Syndrom, Autismus, Epilepsie – in ihrem täglichen Leben fehlt. Am ersten Tag wird jeder Freiwillige einem Gast zugewiesen, für den er für die Dauer des Camps verantwortlich ist. Dazu gehören Gesundheitspflege und Hygiene, Ernährung und Unterhaltung.
Jeden Tag werden verschiedene Aktivitäten organisiert, wie beispielsweise Spaziergänge, Spiele, Gesangsstunden, Lagerfeuer, Gebete, Theaterstücke, Strandausflüge im Sommer, Schneeschlittenfahrten im Winter.
Ein Safety & Security Committee überwacht die Situation kontinuierlich und ist jederzeit für die Sicherheit aller Freiwilligen verantwortlich.
Zusätzlich zu den traditionellen Camps werden jedes Jahr spezielle Ferienlager für kleine Kinder mit Behinderungen von der Jugendorganisation der libanesischen Assoziation organisiert. Zum dritten Mal in Folge haben Mitglieder des Ordens auch das Kleinkinderlager in Chabrouh organisiert. Es gibt auch „Veteranenlager“, die von den Freiwilligen geleitet werden, die das Projekt vor 20 Jahren gestartet haben.
Patrick Jabre, Projektleiter der Camps in Chabrouh, sagt: „Es sind die jungen Freiwilligen, die nach Chabrouh kommen, deren Leben am meisten von den Erlebnissen beeinflusst wird. Wenn sie das Camp zum ersten Mal betreten, sind sie sich nicht ganz sicher, was sie erwarten können. Am Ende des Lagers sehen Freiwillige und Gäste alle gleich aus. Niemand wird durch das definiert, was er oder sie trägt, noch wie sie aussehen – sondern durch die Aktionen, die sie unternehmen, und die Ethik der Fürsorge, mit der sie einander behandeln und in Beziehung treten.“
In den letzten 20 Jahren hat Chabrouh durch die Erfahrung von Tausenden von Freiwilligen aus mehr als 20 Ländern viele „best practice“ Beispiele gesammelt, die sich mit den Werten des Zusammenlebens und der Solidarität verbinden – Schlüsselwerte in einem Land mit 18 verschiedenen Konfessionen.
Für weitere Informationen schreiben Sie bitte an info@ordredemalteliban.org