Vatikanstaat, den 15. Februar 2017
Meine lieben Brüder und Schwestern,
Seit meiner Ernennung zum Sonderbeauftragten des Ordens durch den Heiligen Vater sind ein paar Tage vergangen. Ich sende jedem Einzelnen von Ihnen meine herzlichsten Grüße. Zunächst übermittle ich Ihnen den Segen des Papstes und versichere Ihnen, dass ihm das Wohlergehen des Ordens so sehr am Herzen liegt, wie der innerer Friede und die spirituelle Erneuerung. Er schließt diesen inständigen Wunsch in seine Gebete ein.
Seit dem Augenblick, als mich der Heilige Vater mit diesem Amt betraut hat, bin ich Ihnen in meinen Gebeten nah und versuche, mir ein Bild von Ihrer profunden Ordensgeschichte und Ihrer Präsenz in der Welt zu machen. Ihr Dienst in Nächstenliebe erstrahlt seit der Ordensgründung und ist wahrhaft erbaulich.
Es ist bekannt, dass der Souveräne Hospitalorden zum Hl. Johannes von Jerusalem, von Rhodos und von Malta im Krankenhauswesen, durch seine zahlreichen humanitären Einsätze, seine bewundernswerte Unterstützung von Flüchtlingen und Migranten sowie bei seinen temporären Einsätzen nach Naturkatastrophen, bei Präventionsmaßnahmen zur Eindämmung von Epidemien und durch die Sozialarbeit, die dem Schutz der Schwächsten dient, einen unschätzbaren Beitrag leistet. Die Ordensmission soll in vielfältiger Hinsicht die Menschenwürde stärken und stellt das größte Erbe des Malteserordens dar: ein Erbe, das es zu schützen und weiterzuentwickeln gilt.
Durch Ihre guten Taten verleihen sie Ihrer Verfassung Ausdruck, deren Zielsetzung sich so zusammenfassen lässt: „Die Verbreitung der Herrlichkeit Gottes durch die Weihe seiner Mitglieder, Dienst am Glauben, dem Heiligen Vater und der Dienst am Nächsten.“
Ich bin davon überzeugt, dass ֦die Verbreitung und Förderung der Herrlichkeit Gottes“ das Leitmotiv unserer Handlungen sein sollte und die einzige Rechtfertigung ist, ein Mitglied des Malteserordens zu sein. Ich möchte alle Ordensmitglieder, unabhängig vom Grad ihrer Ordenszugehörigkeit, daher dazu einladen, Gott den zentralen Platz in ihrem privaten und öffentlichen Leben einzuräumen. Wenn Gott die Hauptrolle in unserem Leben einnimmt, entwickeln wir eine Haltung, die segensreich für uns ist: wir treten in eine aufrichtige Kommunikation mit unserem Herzen, reflektieren darüber, ob unsere alltäglichen Handlungen der Ehrerbietung Gottes dienen und unterziehen uns einer persönlichen und gemeinschaftlichen Gewissensprüfung, ob wir unsere Einzel- und Gruppeninteressen im Sinne des Gemeinwohles des Ordens zurückzustellen können.
Mein Amt, das ich in enger Zusammenarbeit mit dem Interimistischen Statthalter, Seiner Exzellenz, dem Ehrwürdigen Bailli Fra‘ Ludwig Hoffmann von Rumerstein ausüben werde, wird von der Kooperation aller profitieren und setzt sich zum Ziel – so der ausdrückliche Wunsch des Heiligen Vaters – Harmonie zwischen den religiösen, klerikalen und laizistischen Komponenten zu schaffen.
Mein vorrangiges Ziel wird es daher sein, einen konstruktiven Dialog zwischen allen Ordensmitgliedern einzuleiten, damit wir uns die Probleme vor Augen führen, die es zu lösen gilt und Lösungsansätze schaffen, um die aktuelle Situation mit Souveränität und in engagierter Zusammenarbeit zu meistern.
Zu diesem Zwecke werde ich mit dem Interimistischen Statthalter die geeigneten Schritte besprechen, in die ich Sie mit einbeziehen werde.
Indem ich diese Gedanken und Überlegungen mit Ihnen teile, möchte ich mich für Ihre Unterstützung durch ihre Gebete bedanken und lade Sie gleichzeitig ein, Ihr Vertrauen in den Herrn durch Fürbitten an die Heilige Jungfrau Maria und den Seligen Bruder Gerhard, Ihren Ordensgründer, zu erneuern.
Angelo Becciu
Sonderbeauftragter