Gestern empfing der Großkanzler des Malteserordens, Albrecht Boeselager, den lettischen Außenminister, Edgars Rinkēvičs, zu einem Arbeitsessen. An dem Treffen in der Magistralvilla in Rom nahmen auch der Großhospitalier Dominique de La Rochefoucauld-Montbel und Botschafter Stefano Ronca, Generalsekretär für auswärtige Angelegenheiten des Malteserordens, teil.
Im Mittelpunkt der Gespräche stand natürlich die äußerst ernste Lage in der Ukraine: die Situation der Vertriebenen außerhalb und innerhalb des Landes, die Gefahr einer Massenflucht, wenn sich der Konflikt nach Westen verlagert, das Problem, wie die Sicherheit der humanitären Konvois in die Ukraine gewährleistet werden kann. Aber auch die langfristige Integration von Vertriebenen und die Auswirkungen des Anstiegs der Rohstoffpreise auf die Volkswirtschaften – insbesondere der Länder mit niedrigem Einkommen – waren einige der Themen, die von den beiden Delegationen angesprochen wurden.
Offiziellen Angaben zufolge halten sich derzeit mehrere hundert ukrainische Flüchtlinge in Lettland auf, andere Schätzungen vermuten etwa 4.000 Personen im Land, aus denen bald 10.000 werden könnten. Die Botschaft des Malteserordens in Riga steht in Kontakt mit der Caritas und der humanitären Vereinigung Gribu Palidzet Begliem (was so viel bedeutet wie „Ich möchte Flüchtlingen helfen“), um ukrainischen Bürgern, die vor dem Krieg fliehen, Unterstützung und Hilfe zu bieten.
Minister Rinkēvičs dankte dem Malteserorden für sein Engagement in Lettland und für seine humanitären Bemühungen, das menschliche Leid der Krise zu lindern, und versicherte seine Bereitschaft, erforderlichenfalls einzugreifen.
In Lettland gibt es keine Assoziation des Malteserordens, sondern einen lokalen Hilfsdienst (Mopd), der im letzten Sommer dank des Engagements und der engen Zusammenarbeit zwischen dem Botschafter des Ordens im Baltikum, Alberto Bertoldi, dem deutschen Hilfsdienst des Malteserordens und der örtlichen Caritas reaktiviert wurde. Das Hilfskorps besteht derzeit aus 25 Mitgliedern und hat seine ersten Aktivitäten in Riga, Saldus und Liepaja aufgenommen.
Nach Ausbruch des Krieges in der Ukraine haben sich alle Hilfsorganisationen in Lettland zu einer Online-Koordination zusammengeschlossen, der sich Mopd mit mittel- oder sogar langfristigen Aktionen anschließen will. Ihr Beitrag soll sich auf materielle Hilfe, psychologische und spirituelle Unterstützung, Lettischkurse für im Land lebende Flüchtlinge sowie pädagogische und psychotherapeutische Aktivitäten mit Flüchtlingskindern konzentrieren.
Die diplomatischen Beziehungen zu Lettland wurden 1995 aufgenommen. Im vergangenen Mai empfing der Statthalter des Großmeisters den Präsidenten von Lettland, Egils Levits, zu einem offiziellen Besuch in Rom.
Der Malteserorden unterhält seit März 2020 diplomatische Beziehungen zu allen drei baltischen Staaten. Damals wurden auch Beziehungen zu Estland aufgenommen.
