Ein zweiter Online-Workshop zur Untersuchung der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie im Jemen fand an diesem Mittwoch statt. Das erste virtuelle Treffen mit den jemenitischen Gesundheitsbehörden war bereits am 7. Mai durchgeführt worden: Neben Experten der Weltgesundheitsorganisation nahmen Ärzte des Malteserordens aus Italien, Irland und Deutschland sowie Vertreter des Souveränen Malteserordens teil. Ebenso konnten die Ärzte, die an vorderster Front gegen die Pandemie in Europa und in der Türkei tätig sind, bei dem heutigen Treffen mit ihren jemenitischen Kollegen erneut spezifische Erkenntnisse über die Verfahren zur Prävention und Behandlung des Virus austauschen.
Die Online-Schulung des Personals über die neuesten Behandlungsmethoden und die Förderung eines angemessenen und korrekten Gebrauchs der PSA (persönliche Schutzausrüstung) sind der Schlüssel zur Bekämpfung der Ausbreitung des Virus, stellte Rainer Löb, Anästhesist und Bundesarzt des Malteser Hilfsdienstes, der deutschen Organisation des Malteserordens, fest. Die Sensibilisierung der Öffentlichkeit und die Förderung von Verhaltensänderungen wie die Einschränkung von Krankenhausaufenthalten und die Isolierung im Falle von Covid-ähnlichen Symptomen sollten ebenfalls als Priorität in den Schutzprotokollen betrachtet werden, sagte Lisa Cunningham – Notärztin des Malteserordens in Irland.
Der Jemen hat so gut wie keine Kapazitäten, um mit einem weiteren gesundheitlichen Notfall fertig zu werden. Der Krieg hat bereits etwa die Hälfte der Krankenhäuser und Kliniken des Landes lahmgelegt. Die UNO schätzt, dass 80% der Bevölkerung humanitäre Hilfe benötigen, und man geht davon aus, dass 4,3 Millionen Menschen als Binnenvertriebene leben. Ernährungsunsicherheit ist weit verbreitet, und 16 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu Trinkwasser. Das Land hatte bereits mit mehreren Krankheitsausbrüchen zu kämpfen, vor allem mit Cholera, aber auch mit Dengue-Fieber. Jetzt gibt Covid-19 im Jemen daher Anlass zu großer Sorge – eine Bedrohung, die der Jenem nicht alleine überstehen kann.
Das Projekt „Von Arzt zu Arzt“ – „Doctor to Doctor“ wurde vom Malteserorden in Zusammenarbeit mit der in London ansässigen Denkfabrik Forward Thinking nach dem Ausbruch von Covid 19 ins Leben gerufen. Sein Ziel ist es, medizinische Experten mit ihren Kollegen aus Ländern des Nahen Ostens zusammenzubringen, um bewährte Praktiken und Vorschriften auszutauschen, die von Ländern etabliert wurden, die sich für die Eindämmung der Pandemie einsetzen. Zwei weitere virtuelle Konferenzen mit den palästinensischen Behörden haben bereits stattgefunden.