Madagaskar befindet sich in einer nie dagewesenen sozialen, wirtschaftlichen und Gesundheitskrise. Die Inflation bei den lebensnotwendigen Gütern liegt bei fast 10 %, die Arbeitslosigkeit ist explodiert, und in vielen Gebieten, auch in der Hauptstadt, fehlt es oft an Wasser und Strom. Im Sommer 2021 wurden die südlichen Regionen der Insel im Indischen Ozean von einer schweren Dürre heimgesucht, die auch auf den Klimawandel zurückzuführen ist. Schätzungen zufolge leiden dort heute mehr als eine Million Menschen unter schwerer Nahrungsmittelknappheit.
Dies ist einer der Gründe, warum Cédric Chalret du Rieu, der neu ernannte Präsident von Ordre de Malte France, dieses Ziel für seine erste internationale Reise Anfang Dezember gewählt hat: „Zwischen extremer Dürre, unfruchtbarem Land, Banditentum auf dem Land und einer Gesundheitskrise ist die Situation in Madagaskar alarmierend“, so Cédric Chalret du Rieu, „dank der Großzügigkeit der Spender und des Einsatzes unserer Mitarbeiter vor Ort hilft Ordre de Malte France, die Hungersnot zu bekämpfen und der madagassischen Bevölkerung wieder Hoffnung zu schenken“.
Ordre de Malte France, seit mehr als 20 Jahren in Madagaskar präsent ist, hat im Oktober eine Crowdfunding-Aktion gestartet, bei der 40.000 Euro gesammelt wurden, mit denen der Kauf von 88 Tonnen Reis für die Ernährung von 16.000 Menschen für zwei Monate finanziert werden konnte. Der Nahrungsmittelnotstand, eine unmittelbare Folge der schlimmsten Dürre, die das Land seit 40 Jahren erlebt hat, kommt zu anderen Krisen hinzu, nicht zuletzt der Covid-19-Pandemie. Von den 28 Millionen Einwohnern leiden mindestens 1,4 Millionen an akuter Unterernährung, darunter 500.000 Kinder unter fünf Jahren.
Die Reise nach Madagaskar bot auch die Gelegenheit, die Erweiterung der neonatologischen Abteilung der ‚Maternité du Pavillon Sainte-Fleur‘ einzuweihen. Seit der Einweihung im Jahr 1999 ist Ordre de Malte France für die Verwaltung dieses Pavillons verantwortlich, der sich im Universitätsklinikum in Antananarivo, der Hauptstadt des Landes, befindet. Bei der Einweihungsfeier waren auch die Botschafterin des Malteserordens, Véronique de la Rochefoucauld, sowie weitere Botschafter und Vertreter von Organisationen der Vereinten Nationen anwesend. Die neuen Räume der Neonatologie wurden von Monsignore Paolo Gualtieri, dem apostolischen Nuntius in Madagaskar, gesegnet.
Im Pavillon Sainte-Fleur, der auf die Überwachung von Risikoschwangerschaften spezialisiert ist, werden jedes Jahr 3.000 Babys geboren, und etwa 200 Frauen pro Jahr können kostenlos entbinden. Angesichts des wachsenden Bedarfs – die Zahl der Risikoschwangerschaften ist u. a. aufgrund der Pandemie um 15 % gestiegen – hat die neonatologische Abteilung ihre Kapazität mit 15 Inkubatoren und 9 Kinderbetten verdoppelt. Es kann nun bis zu 400 werdende Mütter in der Schwangerschaftsvorsorge aufnehmen, was einer Kapazitätserweiterung um fast ein Drittel entspricht. Die Arbeiten wurden durch eine Spende des Global Fund for Forgotten People in Höhe von 260.000 € finanziert, der auch 70.000 € für medizinische Ausrüstung spendete.
In den letzten Tagen hat das madagassische Gesundheitsministerium im Rahmen der Zusammenarbeit mit der Kommission für den Indischen Ozean (IOC) ein Gerät für Molekulartests gegen Covid-19 erhalten, das von der Botschaft des Malteserordens auf den Seychellen gespendet wurde. Im Januar wird eine Feierstunde stattfinden, um den Spendern zu danken, die in über sechs Monaten viele bürokratische Hindernisse aus dem Weg geräumt haben.
Foto-Kredit: Rija RAMAMIARIJERY