In seiner Botschaft versichert der Großmeister den Papst der Treue des Malteserordens zum Lehramt des Heiligen Vaters
Etwa 1 300 Gläubige aus aller Welt nahmen heute Morgen in Rom an der Messe und der Eröffnung zur Diözesanbefragung für das Verfahren der Selig- und Heiligsprechung des Dieners Gottes Fra’ Andrew Bertie teil. Dies ist ein sehr bedeutender Moment für den Malteserorden, schließlich ist es das erste Mal in seiner tausendjährigen Geschichte, dass ein Großmeister zur Heiligkeit vorgeschlagen wurde.
In blassem, fast frühlingshaft anmutendem Sonnenschein begann die Zeremonie mit einer Prozession in die Basilika San Giovanni in Laterano, die erste der vier päpstlichen Basiliken Roms und die älteste in der westlichen Welt. Mitglieder im Ordensgewand und Ehrenamtliche zogen durch den Mittelgang in die Basilika ein, um an der Feier der Heiligen Messe teilzunehmen, die von Kardinal Raymond Leo Burke, dem Kardinalpatron des Souveränen Malteserordens, abgehalten wurde.
Die Angehörigen des verstorbenen Großmeisters – sein Bruder und seine Familie – waren ebenso anwesend wie zahlreiche Freunde und Anhänger, denen er als menschlicher und geistlicher Lehrer galt. Zudem nahmen der gesamte Souveräne Rat, zahlreiche Präsidenten der Assoziationen des Ordens weltweit sowie Botschafter des akkreditierten Diplomatischen Korps teil.
„Sie sind aus 35 Ländern angereist, um mit uns unsere Zuneigung und unsere Hochachtung für einen außergewöhnlichen Menschen von tiefer Spiritualität zum Ausdruck zu bringen. Dafür möchte ich Ihnen allen danken“, so Großmeister Fra’ Matthew Festing in seiner offiziellen Rede. „Dies zeugt von der besonderen Verehrung für diesen vom Orden und Ihnen allen so geliebten Großmeister. Ein wahres Zeugnis der vox populi.“
In seiner Ansprache erinnerte Fra’ Matthew Festing an das intensive spirituelle Leben, das Fra’ Andrew Bertie geführt habe, und seine enorme Wissbegier, die stets ein Antrieb für ihn – selber brillanter Schüler und Student der besten Schulen und Universitäten im Vereinigten Königreich, mehrsprachiger Journalist und später Professor für Literatur – gewesen sei. „Vor allem jedoch war es seine Hingabe an Gott und die Armen und Kranken, die seinen Weg erhellte“, so der Großmeister weiter. Sein Vorgänger sei ein „Reformer“ und „Modernisierer“ gewesen, fuhr er fort und erinnerte an dessen unentwegtes Engagement, junge Menschen für den Orden zu gewinnen.
Fra’ Andrew Bertie brachte während seiner Amtszeit von 1988 bis 2008 tiefgreifende Veränderungen innerhalb des Malteserordens voran, darunter der Ausbau der humanitären Aktivitäten und die Reform der Verfassung des Malteserordens. Zu seinem Vermächtnis zählt darüber hinaus eine Rückbesinnung der Mitglieder des Ordens auf das spirituelle Leben. Dies sind die Gründe dafür, dass der Antrag auf Einleitung des Verfahrens zu seiner Selig- und Heiligsprechung bereits fünf Jahre nach seinem Tod – also nach der im kanonischen Recht vorgesehenen Mindestdauer – gestellt wurde.
Die formelle Eröffnung zur Befragung fand unter dem Vorsitz von Kardinal Agostino Vallini, Generalvikar des Papstes für die Diözese Rom, statt. Der Prozess wird nun in Klausur fortgesetzt. Aufgrund der zahlreichen Anhänger fand die offizielle Einleitung des Verfahrens zur Selig- und Heiligsprechung in der Basilika und nicht im Vikariatspalast statt. Dies ist bislang erst einmal der Fall gewesen, und zwar als das Verfahren zur Selig- und Heiligsprechung von Johannes Paul II. eröffnet wurde.
Die Botschaft des Großmeisters an Papst Franziskus
Zu diesem wichtigen Anlass übermittelte Großmeister Fra’ Matthew Festing eine Botschaft an Papst Franziskus, in der er die tiefe und ehrliche Treue des Malteserordens zum Lehramt des Heiligen Vaters zum Ausdruck brachte und dessen Führung und Ermutigung für eine „immer intensivere Umsetzung des Obsequium Pauperum für unsere armen und ausgegrenzten Mitmenschen“ hervorhob.